Im Gespräch „Ein ständiges Jonglieren“
Homeoffice, Homeschooling, Familienleben rund um die Uhr: Pandemiebedingt arbeiten derzeit drei Viertel der Beschäftigten des DPMA von zu Hause aus. Patentprüferin Dr. Veronika Kleißl und Markenprüfer Markus Niemann berichten, wie sie Arbeit und Familie unter einen Hut bringen – und trotz allem für ihre Kundinnen und Kunden da sind.
Frau Dr. Kleißl, Herr Niemann, Homeoffice, Homeschooling und nebenbei teilweise ganztägig Kinderbetreuung: Wie sehr hat Sie die Pandemie in Ihrem Arbeitsalltag belastet?
Dr. Kleißl: Während des ersten Lockdowns ab März 2020 war es schon irgendwann sehr anstrengend: mein Mann und ich, beide arbeitend, zwei kleine Kinder – und alle immer zu Hause. Es ist schwer, da allem gerecht zu werden: der Arbeit, den Kindern, dem Haushalt. Man musste mittags auf einmal kochen und etwas auf den Tisch bringen, weil die Kinder jeden Tag da waren. Das war eine Herausforderung. Aber momentan gehen die Kinder zum Glück wieder in ihre Einrichtungen.
Niemann: Bei uns ging es während des ersten Lockdowns noch ganz gut. Aber im Laufe der Zeit wurden die Alltagsbelastungen deutlicher. Haushalt schmeißen, Mittagsversorgung sicherstellen – weil meine Frau lange noch kein Homeoffice hatte, habe ich das zu großen Teilen allein übernommen. Und natürlich kam das Homeschooling dazu. Unsere Tochter ist 14, die kam gut damit zurecht. Unser Sohn hat sich da anfangs etwas schwerer getan. Nach dem Motto: Es ist doch keine Schule, da muss ich doch auch nichts machen.
Homeschooling — für viele Eltern ein schwieriges Thema in der Pandemie. Wie waren Ihre Erfahrungen?
Niemann: Die schulischen Digitalangebote funktionierten am Anfang noch nicht so gut – und die Lehrer hatten natürlich auch noch keine Erfahrung im Umgang mit Homeschooling. Ohne die Schule war es für uns auch gar nicht so einfach, für die Kinder einen funktionierenden Tagesablauf zu finden. Mit der Zeit spielte sich alles viel besser ein. Die Aufgaben kamen zuverlässig und die Kinder haben gut mitgemacht. Sie wussten irgendwann, dass sie nicht drum herumkommen.
Frau Dr. Kleißl, Ihre Kinder sind noch kleiner. Was waren die Herausforderungen zu Hause?
Dr. Kleißl: Zum Beispiel die Frage, wer wo am besten arbeiten kann. Mein Mann hat sich sein Büro im Keller eingerichtet, ich unter dem Dach. Die Kinder waren zunächst den ganzen Tag zu Hause und mussten versorgt und beschäftigt werden. Mein Mann hat aber viele Konferenzen und Termine und ist sehr durchgetaktet. Ich kann flexibler arbeiten, habe also die Kinderbetreuung tagsüber übernommen.
Und die Arbeit?
Dr. Kleißl: Wir sind aufgestanden, dann habe ich mit den Kindern gespielt, parallel aber schon E-Mails gelesen, um zu sehen, was anliegt. In Ruhe arbeiten konnte ich aber eigentlich nur, wenn mein Sohn mittags geschlafen hat und dann abends oder auch mal am Wochenende, wenn mein Mann übernehmen konnte. Wir haben es insgesamt gut hinbekommen, mussten uns aber sehr gut organisieren. Dass die externe Betreuung nun wieder läuft, entspannt die Lage schon ungemein. Man hat dann nachmittags wieder Zeit, wirklich voll für die Kinder da zu sein. Dieses ständige Jonglieren und doch nicht allen gerecht werden, ist zum Glück vorerst vorbei.
Wie war das Verständnis für das Vereinbarkeitsproblem bei Kollegen und Vorgesetzten?
Dr. Kleißl: Bei uns in der Abteilung war das Verständnis sehr groß. Ich bin ja selbst Gruppenleiterin und habe auch eine junge Mama in meinem Team. Wir haben uns immer mal abends abgestimmt, weil wir ähnliche Tagesabläufe hatten. Mein direkter Vorgesetzter hatte auch großes Verständnis und hat immer wieder gebeten, auf Ruhezeiten zu achten.
Niemann: Mein Teamleiter ist auch Vater von ähnlich alten Kindern. Schon deshalb war das Verständnis da. Aber auch unter den Kolleginnen und Kollegen wurde sehr viel Rücksicht aufeinander genommen.
Trotz Pandemie hat das DPMA eine sehr gute Leistungsbilanz für 2020 vorgelegt. Deckt sich das mit Ihren persönlichen Eindrücken bei der Arbeit?
Dr. Kleißl: Ich glaube tatsächlich, dass unsere Effizienz nicht gelitten hat — im Gegenteil. Man musste sich eben umorganisieren. Aber insgesamt war der Output wie zuvor.
Niemann: Wir führen ja Monatsstatistiken, da war keinerlei Einbruch zu sehen. Für mich war es sogar effizienter, weil ich natürlich die Fahrten spare und ich vieles, was erledigt werden muss, einschieben kann.
Wie sehr hat die digitale Arbeitsweise des DPMA in den digitalen Schutzrechtsakten in dieser Situation geholfen?
Dr. Kleißl: Das war natürlich der entscheidende Vorteil. Mit unserem System lief das optimal. Ich kann digital kommunizieren, digital bearbeiten, digital signieren. Wenn wir noch immer in Papier arbeiten würden, kämen wir nicht annähernd so gut durch die Krise. Ich hätte dann ja tatsächlich immer wieder in Büro fahren müssen, um Aktennachschub zu holen.
Niemann: Ich glaube, wenn vor 10 oder 15 Jahren eine Pandemie ausgebrochen wäre, hätten wir fast schon kapitulieren müssen. Man hätte vielleicht mit USB-Sticks Beschlüsse hin- und herschicken können. Die Recherche wäre aber auch teilweise in der Bibliothek nötig gewesen. Mit unseren elektronischen Datenbanken und Systemen ist alles viel einfacher. Mein Homeoffice unterscheidet sich von der Ausstattung her nicht von meinem Büro im Amt. Die Ausstattung, wie wir sie haben, kann man zumindest in der öffentlichen Verwaltung lange suchen. Das ist Spitze!
Wie lief der Kontakt mit den Anmeldern?
Niemann: Die Kontaktmöglichkeiten waren im Homeoffice nicht eingeschränkt. Während des Lockdowns war zu merken, dass viele Anmelder selbst im Homeoffice waren – zum Beispiel an Kinderstimmen oder Kochgeräuschen im Hintergrund. Daraus ergab sich eigentlich ein sehr angenehmes Miteinander.
Dr. Kleißl: Das kann ich bestätigen. Der Kontakt mit den Patentanwälten war sehr gut, die Terminfindung sehr flexibel. Es gab auch da großes gegenseitiges Verständnis. Ich bin auch sonst sehr froh, dass wir als Beschäftigte im Öffentlichen Dienst bei aller zusätzlichen Belastung im Vergleich zu Menschen in anderen Berufsfeldern in der Pandemie-Situation wenigstens keine Existenzängste haben müssen.
Sie sprechen von den von der Pandemie betroffenen Branchen?
Dr. Kleißl: Ja, es beschäftigt einen schon, wenn man sieht, dass in der Gastronomie und in der Hotellerie Geschäftsleute seit Monaten keine Einnahmen mehr haben. Oder dass Kulturschaffende, Musiker, Schauspieler und viele andere ihren Beruf, wenn überhaupt, nur noch sehr eingeschränkt ausüben können. Im Vergleich dazu ging es uns immer sehr gut.
Viele Umfragen zeigen, dass die Menschen sich auch nach der Pandemie mehr Homeoffice wünschen. Also am besten Vollzeit zu Hause arbeiten?
Dr. Kleißl: Im DPMA gibt es schon lange sehr flexible Arbeitszeitmodelle. Ich habe früher schon 80 Prozent im Homeoffice gearbeitet. Seit ich Gruppenleiterin bin, bin ich – unter normalen Umständen – 50 Prozent im Amt und 50 Prozent im Homeoffice. Die Flexibilität könnte man weiter ausbauen. Wir sehen ja, dass es im Homeoffice auch sehr gut funktioniert. 100 Prozent Homeoffice wäre für mich aber nicht das richtige Modell. Es ist schon schön und auch hilfreich, die Kolleginnen und Kollegen mal live zu sehen und sich auch mal in die Augen schauen und so auch Stimmungen besser wahrnehmen zu können.
Niemann: In den ersten Monaten des Lockdowns hätte ich mir noch vorstellen können, auch über die Pandemie hinaus 100 Prozent Homeoffice zu arbeiten. Jetzt würde ich das nicht mehr wollen. Der Reiz verfliegt dann doch auch wieder ein wenig. Der unmittelbare Kontakt zum Team ist ganz wichtig. Ich glaube, es ist wie bei vielen anderen Dingen im Leben auch: Die Abwechslung und die Mischung machen es.
Gesundheitsmanagement Zwischen Ergonomie und Pandemie
Maskenausgabe, neue Hygienestandards, Aufklärung über Infektionsgefahr:
In Zeiten von Corona ist unser Betriebliches Gesundheitsmanagement wichtiger denn je. Auch andere Gesundheitsthemen hat das Team weiter im Blick.
Die Stabsstelle 4.0.1 Gesundheit und Arbeitssicherheit verantwortet die Umsetzung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) und hat das Ziel, die Gesundheit der Beschäftigten am Arbeitsplatz zu fördern und aufrechtzuerhalten. Konkret werden damit sichere Arbeitsbedingungen durch einen wirksamen Arbeits- und Gesundheitsschutz geschaffen, das Arbeitsumfeld, die Arbeitsorganisation und die Arbeitsprozesse im DPMA gesund gestaltet und die Gesundheitskompetenz von Führungskräften sowie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefördert. Mit dem Aufkommen von COVID-19 ist die Arbeit der Stabsstelle noch mehr in den Fokus gerückt, da hier die Rahmenbedingungen definiert wurden, unter denen Arbeit in Zeiten der Pandemie möglich war.
Der Fokus im BGM hat sich mit Pandemiebeginn daher vollständig verschoben und der Kampf gegen das Virus stand im Mittelpunkt. Im Vordergrund stand und steht auch weiterhin der Infektionsschutz, indem durch passende Maßnahmen das Eintragen von COVID-19 in die Dienstgebäude des DPMA größtmöglich verhindert und das Übertragungsrisiko minimiert werden soll.
Um mit Sachverstand über erforderliche Maßnahmen zum Infektionsschutz während der Pandemie zu entscheiden, wurde im DPMA umgehend ein Notfallstab ins Leben gerufen. Die Stabsstelle ist im Notfallstab vertreten und unterstützt diesen bei folgenden Themen:
- Beratung zum Arbeits- und Gesundheitsschutz, wie z. B. Arbeitsschutzstandards/-regeln während der Pandemie, dem Umgang mit Risikogruppen im DPMA, Vorgehen bei COVID-Infektionen/Kontakt mit COVID-Infizierten, Vorgehen bei Reiserückkehrern, Zutrittserlaubnis von externen Besucherinnen und Besuchern
- Kontinuierliches Update zum Tracking der Verdachts- und der bestätigten COVID-19-Fälle im DPMA sowie Beobachtung des Pandemiegeschehens an allen DPMA-Standorten
- Erstellung eines Kennzahlenmanagements als Entscheidungsgrundlage für weitere Maßnahmen
- Information zu neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen betreffend Covid-19
Unsere Beschäftigten hat die Stabsstelle konkret durch folgende Maßnahmen gut durch die Pandemie geführt:
- Umsetzung der geltenden Arbeitsschutzstandards während der Pandemie, z. B. Maximalbelegung der (Büro-)Räume im DPMA, Vorgehen bei Reiserückkehrern oder Freistellung von Personen der vulnerablen Gruppen.
- Information durch regelmäßige Veröffentlichungen zu COVID-19 (z. B. allgemeine Informationen zum Corona-Virus, zu Übertragungswegen, Verhaltens- und Hygieneregeln, zur psychischen Gesundheit etc.)
- Einrichtung eines COVID-Postfachs, an das alle Verdachtsfälle und positive Fälle gemeldet werden konnten. Die Stabsstelle veranlasste dann die erforderlichen Maßnahmen, wie die Kontaktpersonenverfolgung innerhalb des DPMA
- Ausstattung mit Schutzausrüstung (z. B. Masken, Reinigungstücher, Desinfektionsmittel)
- Durchführung von Grippeschutz- und Pneumokokkenimpfungen
- Angebote, um auch im Homeoffice die körperliche und psychische Gesundheit zu fördern.
Seit Beginn der Pandemie hat sich der Arbeitsalltag im DPMA rasant verändert: Ein Großteil der Beschäftigten arbeitet von zu Hause aus. Dies dient einerseits dem Gesundheitsschutz, ermöglicht andererseits den Beschäftigten, auch ihren persönlichen Verpflichtungen (z. B. Homeschooling, Pflege/Betreuung von Angehörigen etc.) nachzukommen und damit Berufs- und Privatleben in dieser besonderen Zeit besser zu vereinbaren.
Die Pandemie wird die Arbeitswelt auch nachhaltig beeinflussen und damit auch den Bedarf an Angeboten des BGM verändern. Wir hoffen, dass wir 2021 neben coronabedingten Gesundheitsmaßnahmen auch wieder einen breiteren Fokus auf die Förderung der Gesundheit und Schaffung gesundheitsgerechten Arbeitsbedingungen setzen können.
Beruf & Familie Das DPMA als Fünf-Sterne-Arbeitgeber
Die immer bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist für das Deutsche Patent- und Markenamt ein wichtiges strategisches Ziel. Das verdeutlichen zum Beispiel Auszeichnungen für Familienbewusstsein und die besondere Förderung von Frauen.
Das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) ist auch im Jahr 2020 wieder als flexibler und familienbewusster Arbeitgeber ausgezeichnet worden.
Mit der erfolgreichen Auditierung im Rahmen des „audit berufundfamilie“ zeigte das DPMA, dass es sich in besonderer Weise für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben einsetzt. „Das Zertifikat und unsere Bewertung in der Studie zeigen, dass wir unser strategisches Ziel, die Vereinbarkeit von Beruf und privaten Lebensumständen weiter zu fördern, konsequent verfolgen“, sagt DPMA-Präsidentin Cornelia Rudloff-Schäffer. Davon profitiere das Amt auch als Arbeitgeber. „Gute und flexible Arbeitsbedingungen sind heute einer der wichtigsten Pluspunkte beim Werben um qualifizierte Fachkräfte“, betont die Präsidentin.
Das Zertifikat „audit berufundfamilie“ wird von der berufundfamilie Service GmbH verliehen. Die Gesellschaft versteht sich als Dienstleister und Think-Tank im Themengebiet Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben und begleitet Unternehmen, Institutionen und Hochschulen bei der Umsetzung einer nachhaltigen familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik. Die Auditierung wurde in verschiedenen Schritten durchgeführt: Neben einer Bestandsaufnahme des Status Quo fanden Workshops für die Führungsebene und die Beschäftigten des Hauses zur tiefergehenden Auseinandersetzung mit dem Thema Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben statt.
Um eine große Bandbreite an Erfahrungen zu berücksichtigen, wurden Beschäftigte mit verschiedenen Arbeitszeit- und Arbeitsortmodellen sowie mit und ohne erzieherische oder pflegerische Verpflichtungen eingebunden. Auf Grundlage der Workshop-Ergebnisse wurden neue Ziele vereinbart, die das DPMA nun umsetzen wird. Die Umsetzung wird jährlich überprüft.
In einer Studie von Deutschlands Frauenmagazin „Brigitte“ erhielt das DPMA im vergangenen Jahr fünf von fünf möglichen Sternen und zählt somit deutschlandweit zu den 182 besten Arbeitgebern für Frauen. Bereits zum dritten Mal zeichnete „Brigitte“ zusammen mit der Personalmarketing-Agentur „Territory Embrace“ die besten Arbeitgeber für eine herausragende Frauenförderung aus. An der Studie nahmen 257 Firmen teil. Bewertet wurde das Engagement der Firmen in den vier Bereichen, die für die Chancengleichheit von Frauen von Bedeutung sind: Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Flexibilität der Arbeit, Maßnahmen zur Karriereförderung sowie Stellenwert von Transparenz und Gleichstellung im Unternehmen. Außerdem sind der Frauenanteil in Führungspositionen und die selbst auferlegten Frauen-Quoten in die Punktzahl miteingeflossen (Kriterium „Frauenpower“).
Das DPMA ist einer von 12 Arbeitgebern mit einer Fünf-Sterne-Bewertung in der Gruppe der Unternehmen mit 2.001 bis 10.000 Beschäftigten und spielt so im Ranking der deutschlandweit 182 Besten ganz oben mit. Besonders in den Kategorien Flexibilität der Arbeit, Stellenwert von Transparenz und Gleichstellung im Unternehmen sowie Frauenpower schnitt das DPMA hervorragend ab.
Die Studie stellt eine wertvolle Orientierungshilfe für Frauen auf der Suche nach frauenfreundlichen Arbeitgebern dar – bundesweit und quer durch alle Branchen. Eine Übersicht aller 182 Betriebe mit Spitzenbewertungen von vier oder fünf Sternen sowie weiterführende Ergebnisse und Informationen finden Sie in der „Brigitte“ Nummer 21/2020.