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Ihre Karriere im DPMA
„Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, müssen wir genau hinschauen, was Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sich von einem guten Arbeitgeber wünschen. Einkommensmaximierung steht bei den heutigen Berufseinsteigern offenbar nicht mehr an erster Stelle. Für sie spielen zunehmend andere, „weichere“ Aspekte eine Rolle bei der Wahl des Arbeitgebers, beispielsweise Sinnhaftigkeit der Tätigkeit und Identifizierung mit den Unternehmenszielen, ein gutes Arbeitsklima und ein angemessenes Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben.“
Fragen und Antworten von DPMA-Vizepräsident Ulrich Deffaa
DPMA:Wie kann man sich einen Arbeitstag als DPMA-Vizepräsident vorstellen?
Ulrich Deffaa (UD):Er ist abwechslungsreich, interessant, immer wieder überraschend und manchmal lang. Es erweist sich als günstig, dass ich morgens gegen 8:30 Uhr im DPMA eintreffe, um mir bei einer Tasse Kaffee erst einmal einen Überblick über die anstehenden Aufgaben zu verschaffen; ich sehe die Papiereingänge durch und überfliege die E-Mails, die schon eingegangen sind. Ab 9:00 Uhr beginnen dann die Besprechungen und die anderen Termine, die einen guten Teil meines Arbeitstages einnehmen. Lücken zwischen den Terminen nutze ich für Telefonate. Wenn am Nachmittag das Tagesgeschäft abebbt, kann ich mich den umfangreicheren Vorlagen widmen und die Reste aufarbeiten, die bis dahin liegengeblieben sind. Spannend und abwechslungsreich wird das, was auf den ersten Blick wie Behördenroutine aussieht, durch die vielfältigen Themen, die in den Besprechungen anstehen, und durch die Menschen, denen ich im DPMA und mit dem DPMA begegne.
DPMA:Wie arbeitet es sich in einem Führungsteam, in dem – neben Ihnen – mit einer Präsidentin, einer Vizepräsidentin und zwei von vier Hauptabteilungsleitern mehr als die Hälfte weibliche Führungskräfte sind?
UD:Für mich war es einfach, mich in das Führungsteam des DPMA einzufinden, auch unter Gendergesichtspunkten. Ich glaube, das hat einerseits damit zu tun, dass es im DPMA längst als normal angesehen wird, dass neben einer Frau als Präsidentin viele weitere Frauen Führungsverantwortung tragen. Es wäre sicher anders gewesen, wenn sich mit meinem Kommen die Geschlechterparität verschoben hätte. Andererseits habe ich im Bundesjustizministerium viele Jahre Erfahrungen mit Frauen als Ministerinnen und weiblichen Kolleginnen in der Referatsleitung gemacht. Vielleicht hat mir auch geholfen, dass ich 2013 für die Erstellung des Gleichstellungsplans des Bundesjustizministeriums verantwortlich war. Damals haben wir sehr intensiv diskutiert, dass weibliches Führungsverhalten anders wahrgenommen werden kann als männliches und wo darin Diskriminierungsgefahren liegen. Ich wurde dabei zu einem Diversity-Fan. Inzwischen hat sich nach meinem Eindruck allgemein die Erkenntnis durchgesetzt, dass gemischte Teams erfolgreicher arbeiten.
DPMA:Was sind für Sie die größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit? Wie kann geistiges Eigentum dazu beitragen, diese Herausforderungen zu meistern?
UD:Ich bin gerade dabei, mich auf meine erste Dienstreise nach China vorzubereiten. (Hoffentlich macht uns das Corona-Virus keinen Strich durch die Rechnung...). Und natürlich kommt man dabei am Thema Digitalisierung nicht vorbei. Wir leben in einer Gesellschaft, in der so viele Daten verfügbar sind wie nie zuvor, in einer Informations- und Wissensgesellschaft. Die Fragen, wem welche Daten für welche Zwecke zur Verfügung stehen sollen, wie unsere persönlichen Daten geschützt und wie geistiges Eigentum verstanden wird, gehören in diesem Kontext aus meiner Sicht zu den absolut zentralen Themen bei der Bewältigung der digitalen Transformation.
DPMA:Wie kann es uns gelingen, in Zeiten des demographischen Wandels auch in Zukunft qualifiziertes Personal für das DPMA zu gewinnen?
UD:Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, auch wenn wir als Behörde bei der Bezahlung nicht leicht mit der Wirtschaft konkurrieren können, müssen wir genau hinschauen, was Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sich von einem guten Arbeitgeber wünschen. Einkommensmaximierung steht bei den heutigen Berufseinsteigern offenbar nicht mehr an erster Stelle. Für sie (und nicht nur sie) spielen zunehmend andere, „weichere“ Aspekte eine Rolle bei der Wahl des Arbeitgebers, beispielsweise Sinnhaftigkeit der Tätigkeit und Identifizierung mit den Unternehmenszielen, ein gutes Arbeitsklima und ein angemessenes Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben. Und in diesen Bereichen können wir als DPMA bisher gut mithalten mit den Arbeitsmarkt-Konkurrenten an unseren Standorten – das zeigt sich für mich schon an dem hohen Anteil neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im DPMA, die von Beschäftigten des DPMA selbst „angeworben“ worden sind. Wir dürfen uns aber nicht auf dem erreichten Stand ausruhen (denn die Konkurrenz schläft nicht), sondern müssen auch künftig das Ziel verfolgen, Arbeitsbedingungen zu bieten, die besser sind als die der Konkurrenz. Da kann man noch in viele Richtungen nachdenken: Arbeitszeit, mobile Arbeit/Telearbeit, räumliches Arbeitsumfeld und Arbeitsmittel, Aufstiegsangebote, Betriebliches Gesundheitsmanagement…
DPMA:Was wollen Sie ganz persönlich im Patentamt bewegen?
UD:„Bewegen“ ist ein großes Wort – ich habe nach einem Jahr im DPMA nicht den Eindruck, dass ich im DPMA etwas „bewegen“ muss, denn das DPMA ist eigentlich ununterbrochen in Bewegung. Wenn ich die Vorgänge im DPMA mit den Augen einer von anderen Arbeitsumfeldern geprägten Führungskraft betrachte und diese in gewisser Weise unbefangene Perspektive in die Leitung des Hauses einbringe, dann mag das helfen, die Dynamik, die vorhanden ist, in gute Bahnen zu lenken.
DPMA:Welche Erfindung der letzten Jahre hat Sie besonders beeindruckt?
UD:Weniger eine einzelne Erfindung als eine technische Entwicklung, nämlich das Internet in seiner mobilen Variante, wegen seiner Auswirkungen auf unser alltägliches Leben. In meinem Alter blickt man hin und wieder zurück auf frühere Zeiten, und wenn ich vergleiche, wie die Menschen früher den Alltag organisiert und bewältigt haben und wie sie (mich eingeschlossen) das dank des mobilen Internets heute tun, wird mir mitunter schwindelig. Bis zum Beginn meines Berufslebens bestand der Alltag aus Festnetztelefonen (mit Wählscheibe!) samt gedruckten Telefonbüchern, Landkarten und Stadtplänen aus Papier; Bahnfahrkarten und Flugtickets, Eintrittskarten - alles musste nach – mitunter zeitaufwändiger Recherche in gedruckten Quellen - jeweils vor Ort als Papierdokument erworben werden. Heute steht eine unendliche Informationsfülle jederzeit an nahezu jedem Ort fast in Echtzeit zur Verfügung, dasselbe gilt für Kommunikationsmöglichkeiten, Konsum- und Unterhaltungsangebote und nicht zuletzt Tickets jeder Art. Das Smartphone prägt den Alltag sehr vieler Menschen nachhaltig, bis hin zu ihren sozialen Beziehungen, und ist vermutlich für einen Großteil von ihnen unverzichtbar geworden.
Wenn Sie eine persönlichere Antwort wollen: Ich bin bekennender Nutzer des Eierschalensollbruchstellenverursachers.
DPMA:Was ist Ihr Lebensmotto?
UD:„When too perfect, lieber Gott böse.“ Dieses Motto des Video-Künstlers Nam June Paik macht Mut im Alltag, denn es bewahrt einen vor sinnlosem Perfektionismus. Totale Perfektion und hundertprozentige Fehlerfreiheit gibt es nur in der Theorie und im Himmel. Hier auf der Erde unter Menschen gibt es sie nicht, und sie sind auch nicht nötig. Das habe ich im Laufe meines Lebens – wenn auch erst nach und nach - gelernt.
Stand: 08.10.2024
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