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Nobelpreisverleihung 2018
Illustration: Johan Jarnestad / The Royal Swedish Academy of Sciences
Drei Frauen ausgezeichnet – Preise für Physik und Chemie an Forscherinnen
Am 10. Dezember werden die Nobelpreise für 2018 feierlich überreicht. Besonders bemerkenswert an der diesjährigen Preisverleihung ist, dass gleich zwei Frauen in den Naturwissenschaften ausgezeichnet werden: Donna Strickland in Physik, Frances Arnold in Chemie. Das hat in der Vergabepolitik der Akademie absoluten Seltenheitswert.
Strickland ist tatsächlich erst die dritte Frau überhaupt, die den Physik-Nobelpreis bekommt - bei 210 Preisträgern insgesamt. Vor ihr hatten nur Marie Curie (1903) und Maria Goeppert-Mayer (1963) diese Ehre…
Arnold ist in der Geschichte der Chemie-Nobelpreise bei 181 Preisträgern insgesamt die fünfte Frau, die ausgezeichnet wird. Die übrigen Gewinnerinnen: Marie Curie (1911), ihre Tochter Irène Joliot-Curie (1935), Dorothy Crowfoot Hodgkin (1964) und Ada Yonath (2009).
Frauen bei Nobelpreisen krass unterrepräsentiert
Nobelpreiszeremonie 2017
Natürlich liegt dies nicht allein an der Akademie, sind doch Frauen bis heute in der naturwissenschaftlichen Forschung stark unterrepräsentiert. Aber es gab auch Fälle, in denen offensichtlichen Anwärterinnen wie Lise Meitner der Preis scheinbar systematisch vorenthalten wurde. Außerdem fällt auf, dass Frauen auch in den anderen Kategorien unterrepräsentiert sind: Berühmte Schriftstellerinnen gab und gibt es genug, doch unter den 114 Literatur-Nobelpreisträgern waren nur 14 Frauen.
Den Preis für Medizin haben in der langen Geschichte der Nobelpreise immerhin 12 Frauen erhalten (bei 216 Preisträgern insgesamt), beim Friedens-Preis stellen Frauen 17 von 133 Preisträgern. Unter den 81 Preisträgern für Wirtschaft findet sich dagegen genau eine einzige Frau (Elinor Ostrom, 2009).
Donna Strickland: Den Laser revolutionieren
Donna Strickland. Zeichnung: Niklas Elmehed
Donna Strickland (geboren 1959) erhält den Nobelpreis für Physik gemeinsam mit Arthur Ashkin, der mit seinen 96 Jahren übrigens der älteste Preisträger überhaupt und Anmelder zahlreicher Patente ist (zuletzt u.a. DE3852365T2), und ihrem ehemaligen Doktorvater Gérard Mourou. Die drei bekommen ihn "für bahnbrechende Erfindungen auf dem Gebiet der Laserphysik", so die Akademie. Eine Hälfte des Preises geht an Ashkin "für die optische Pinzette und ihre Anwendung auf biologische Systeme". Die andere Hälfte teilen sich Strickland und Mourou "für ihre Methode zur Erzeugung hochintensiver, ultrakurzer optischer Impulse".
Die drei haben nach Ansicht der Akademie die Laserphysik revolutioniert: „Extrem kleine Objekte und unglaublich schnelle Prozesse werden nun in einem neuen Licht gesehen. Fortschrittliche Präzisionsinstrumente erschließen unerforschte Forschungsgebiete und eine Vielzahl von industriellen und medizinischen Anwendungen.“
Strickland und Mourou gelang es 1985 an der University of Rochester, ultrakurze und intensive Laserpulse zu erzeugen: Die Laserpulse wurden zuerst gedehnt, um ihre Spitzenleistung zu reduzieren, dann verstärkt und schließlich komprimiert; die Intensität des Impulses nahm dramatisch zu.
Stricklands und Mourous revolutionäre neue Technik „Chirped Puls Amplification“ (CPA) wurde zum Standard für Hochleistungslaser, die zum Beispiel jährlich bei Millionen von Augenoperationen oder in der Fertigung von kleinen Glasteilen für Mobiltelefone zum Einsatz kommen.
Strickland studierte an der McMaster University, arbeitete u.a. in Princeton und ist heute Professorin an der Universität von Waterloo in Kanada.
Frances Arnold: Die Evolution in neue Bahnen lenken
Frances H. Arnold. Zeichnung von Niklas Elmehed.
Frances Arnold, geboren 1956, gilt als Pionierin der „gerichteten Evolution“ in der Chemie. Die Nobelpreisträger für Chemie 2018 haben, so die Akademie, „die Kontrolle über die Evolution übernommen und sie für Zwecke genutzt, die der Menschheit den größten Nutzen bringen“: Sie nutzen Enzyme, die durch gezielte Evolution produziert wurden, zur Herstellung von allem Möglichem von Biokraftstoffen bis hin zu Pharmazeutika.
Arnold, die eine Hälfte des diesjährigen Preises bekommt, führte 1993 die erste „gerichtete Evolution“ von Enzymen durch, also Proteine, die chemische Reaktionen katalysieren. Seitdem hat sie die Methoden weiterentwickelt. Zu den Anwendungen der Enzyme gehören die umweltfreundlichere Herstellung von chemischen Substanzen (beispielsweise Pharmazeutika) und erneuerbaren Kraftstoffen für einen umweltfreundlicheren Verkehr.
Frances Arnold studierte in Princeton und Berkeley. Sie ist Professorin am California Institute for Technology (Caltech), leitet eine nach ihr benannte Forschungsgruppe und kann eine stolze Liste von Preisen und Ehrungen vorweisen. Arnold ist bei zahlreichen Patenten als Erfinderin (mit)benannt, zuletzt etwa bei WO2017136466A1 (8,05 MB).
Die andere Hälfte des Nobelpreises teilen sich George P. Smith und Sir Gregory P. Winter. 1985 entwickelte Smith eine elegante Methode namens Phage Display, bei der ein Bakteriophage - ein Virus, das Bakterien infiziert - zur Entwicklung neuer Proteine verwendet werden kann (patentiert u.a. unter US20090203625A1 (1,61 MB)). Winter verwendete Phage Display für die gezielte Entwicklung von Antikörpern mit dem Ziel, neue Arzneimittel herzustellen (Winter ist an vielen Patenten beteiligt; zu seinen neusten Anmeldungen gehört US9657288B2 (4,44 MB) ). Das erste Medikament, das auf dieser Methode basiert, heißt Adalimumab, wurde 2002 zugelassen und wird bei rheumatoider Arthritis, Psoriasis und entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt. Mit Phage Display werden heute Antikörper produziert, die Giftstoffe neutralisieren, Autoimmunerkrankungen entgegenwirken und sogar Krebs heilen können.
Nadia Murad: Kampf gegen Menschenhandel und sexuelle Gewalt
Nadia Murad, gezeichnet von Niklas Elmehed
Und eine dritte Frau gewinnt 2018 einen Nobelpreis: Nadia Murad. Sie ist Überlebende des IS-Terrors gegen die Jesiden im Nordirak. Ihre schrecklichen Erlebnisse machten sie zur überzeugten Kämpferin für Menschenrechte und zur UN-Botschafterin für die Würde der Überlebenden von Menschenhandel. Sie erhält den Friedensnobelpreis gemeinsam mit Denis Mukwege "für ihre Bemühungen, den Einsatz sexueller Gewalt als Kriegs- und bewaffnete Waffe zu beenden".
Weitere Preisträger 2018
Den Nobelpreis für Medizin erhalten James P. Allison (siehe z.B. US20170029525A1 (1,66 MB), US20180251555A1 (1,58 MB)) und Tasuku Honjo "für ihre Entdeckung der Krebstherapie durch Hemmung der negativen Immunregulation".
Der Preis für Wirtschaftswissenschaften wurde zu gleichen Teilen vergeben an William D. Nordhaus "für die Integration des Klimawandels in die langfristige makroökonomische Analyse" und Paul M. Romer "für die Integration technologischer Innovationen in die langfristige makroökonomische Analyse".
Der Preis für Literatur wird 2018 nicht vergeben.
- Nobelpreisverleihung 2017
Bilder: Johan Jarnestad / The Royal Swedish Academy of Sciences, Alexander Mahmoud / Nobel Media AB, Niklas Elmehed / Nobel Media AB
Stand: 13.11.2024
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