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„Innovationspotenzial von Frauen bleibt ungenutzt“

Studie zum Anteil an Erfinderinnen in europäischen Patentanmeldungen: Deutschland mit nur 10 Prozent Frauenanteil auf drittletztem Platz - DPMA-Präsidentin: Wir müssen die Kreativität und den Wissensschatz von Frauen durch Verbesserung der Rahmenbedingungen deutlich stärker ausschöpfen, um die Spitzenstellung in Forschung und Entwicklung zu behaupten

Pressemitteilung vom 8. November 2022

München. Nur 10 Prozent Erfinderinnen und damit weit hinten im internationalen Vergleich: Angesichts einer aktuellen Studie des Europäischen Patentamts hat die Präsidentin des Deutschen Patent- und Markenamts (DPMA), Cornelia Rudloff-Schäffer, dazu aufgerufen, die Innovationstätigkeit von Frauen stärker zu fördern. „Wir lassen einen erheblichen Teil unseres Innovationspotenzials ungenutzt, weil Frauen in Forschung und Entwicklung nicht angemessen zum Zug kommen“, sagte die DPMA-Präsidentin. „Der internationale Vergleich zeigt, dass andere Länder in dieser Hinsicht deutlich weiter sind. Deutschland muss aufholen, wenn wir unsere Spitzenstellung in Forschung und Entwicklung behaupten wollen."

Laut der heute veröffentlichten Studie des Europäischen Patentamts (EPA) zum sogenannten „Gender Gap“ bei der Innovationstätigkeit betrug der Anteil von Frauen in europäischen Patentanmeldungen 2019 nur 13,2 Prozent. Für die Jahre 2010 bis 2019 hat das EPA ein Vergleichs-Ranking für die Mitgliedstaaten des Europäischen Patentübereinkommens erstellt. Mit einem Erfinderinnenanteil von lediglich 10 Prozent liegt Deutschland – weit unter dem europäischen Schnitt – auf dem drittletzten Platz. Dahinter liegen nur noch Liechtenstein und Österreich. Innerhalb Deutschlands haben Baden-Württemberg (7,5 Prozent), Bayern (8,0 Prozent) und Niedersachsen (8,4 Prozent) den niedrigsten Anteil an Erfinderinnen. Höher liegen die Anteile etwa in Mecklenburg-Vorpommern (16,5 Prozent), Hamburg (16,4) und Berlin (13,2).

DPMA-Analyse 2018 kam zu ähnlichem Ergebnis

Dass Frauen bei Patentanmeldungen aus Deutschland erheblich unterrepräsentiert sind, hatte das DPMA bereits 2018 nach einer eigenen Analyse veröffentlicht. Europäischer Spitzenreiter beim Erfinderinnenanteil ist Lettland mit 30,6 Prozent, vor Portugal (26,8) und Kroatien (25,8). Diese Länder verzeichnen insgesamt eher niedrige Patentanmeldezahlen. Aber auch in anmeldestärkeren Ländern wie Frankreich (16,6), Großbritannien (12,4) und Schweden (12,2) ist ein im Vergleich zu Deutschland höherer Prozentsatz an Frauen an der Innovationstätigkeit beteiligt.

Deutlich mehr Erfinderinnen in China und Südkorea

Deutlich höher ist der Erfinderinnenanteil in innovationsstarken Ländern außerhalb Europas: In Südkorea liegt der Anteil laut EPA bei 28,3 Prozent, in China bei 26,8 Prozent und in den USA immerhin noch bei 15 Prozent.

Das EPA analysierte die Patentanmeldungen auch danach, ob diese aus Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen kamen oder aus Unternehmen. Hier fiel auf, dass der Erfinderinnenanteil in Unis und Forschungseinrichtungen (19,4 Prozent) deutlich höher ist als der in Unternehmen (10,0 Prozent). Deutschland liegt sowohl in der ersten Kategorie (13,7 Prozent) als auch in der zweiten Kategorie (8,4 Prozent) unter dem Durchschnitt.

Die Unterschiede gehen offenbar auch auf die jeweiligen technologischen Schwerpunkte bei den Patentaktivitäten zurück. Denn der Erfinderinnenanteil unterscheidet sich in Europa zwischen den einzelnen Technologiesektoren deutlich: Den höchsten Anteil an Erfinderinnen verzeichnet das EPA im Sektor Chemie (22,4 Prozent), den niedrigsten im Maschinenbau (5,2 Prozent), der traditionell einen Schwerpunkt der Patentanmeldungen aus Deutschland bildet. Allerdings fällt auf, dass Deutschland auch in den einzelnen Sektoren für sich betrachtet jeweils unterdurchschnittlich abschneidet.

DPMA-Präsidentin: Arbeitswelt für Frauen attraktiver machen

„Gestiegene Absolventeninnenzahlen in MINT-Studiengängen zeigen, dass sich inzwischen deutlich mehr Frauen für technische Berufe entscheiden“, sagte DPMA-Präsidentin Rudloff-Schäffer. „Frauen für Forschung und Entwicklung zu gewinnen, ist aber auch eine Herausforderung in der Arbeitswelt. Die Rahmenbedingungen für Innovation und Kreativität müssen hier stärker auf die Bedürfnisse von Frauen abgestimmt sein – vor allem was die Flexibilität der Arbeitsmodelle angeht.“

Das Deutsche Patent- und Markenamt

Erfindergeist und Kreativität brauchen wirksamen Schutz. Das DPMA ist das deutsche Kompetenzzentrum für alle Schutzrechte des geistigen Eigentums – für Patente, Gebrauchsmuster, Marken und Designs. Als größtes nationales Patentamt in Europa und fünftgrößtes nationales Patentamt der Welt steht es für die Zukunft des Erfinderlandes Deutschland in einer globalisierten Wirtschaft. Seine knapp 2 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an drei Standorten – München, Jena und Berlin – sind Dienstleister für Erfinder und Unternehmen. Sie setzen Innovationsstrategien des Bundes um und entwickeln die nationalen, europäischen und internationalen Schutzsysteme weiter.

Bilder: iStock.com/metamorworks, iStock.com/stefanikolic

Stand: 06.02.2024