Inhalt

Rotkäppchen-Sekt

Logo mit Schriftzug "Rotkäppchen"

aktuelles "Rotkäppchen"-Logo

Rote Kappe als Namensgeber

Im Weinanbaugebiet Saale-Unstrut gründeten Moritz und Julius Kloss am 26. September 1856 gemeinsam mit ihrem Freund Carl Foerster eine Weinhandlung. Im Jahr 1858 bauten die jungen Freyburger Unternehmer diese um in eine Champagner-Fabrik aus, denn Sekt war in jener Zeit der einträglichste Zweig des Weingeschäfts. Die ersten Flaschen eines nach Original-Champagner-Methode hergestellten Sekts verließen die Kellerei "Kloss & Foerster". Diese setzte, wie viele Konkurrenten zu jener Zeit, auf französisch klingende Markennamen, wie "Crémant Rose", "Lemartin Frères", "Sillery Grand Mousseux" oder "Monopol".

Frau mit Sektflasche

Nostalgieschild um 1910

Die Einführung des "Gesetzes zum Schutz von Warenzeichen" am 12. Mai 1894 machte die Konkurrenz mobil. Das französische Champagnerhaus Walbaum-Heidsieck ging vor Gericht, um seine seit 1846 bestehende Marke "Monopol" zu schützen und gewann den Prozess. Nur noch Champagner von Heidsieck & Co. in Reims durfte die Bezeichnung "Monopole" tragen, worauf die Geschäftsleitung in Freyburg entschied, die rote Kapsel der Freyburger Sektflaschen zum Namensgeber der neuen Marke zu erklären, eine Anspielung auf die Marke "Red Top" des Champagnerhauses Heidsieck. Die am 20. Februar 1895 beim Patentamt angemeldete Wortmarke DE 8311 "Rotkäppchen" ist heute noch gültig.

Der Sekt boomt weiter

In den nachfolgenden Jahren erfreute sich der Freyburger Schaumwein immer größerer Beliebtheit. Die Produktionszahlen stiegen, das Unternehmen meldete weitere Sektmarken beim Kaiserlichen Patentamt an und gehörte bereits 1904 zu den zehn größten Sektkellereien im Deutschen Reich. Selbst die beiden Weltkriege überstand Rotkäppchen unbeschadet.

Enteignung nach 1945: weiter als "VEB Rotkäppchen-Sektkellerei Freyburg/Unstrut"

Im Jahr 1945 stellte man die Sektkellerei Kloss & Foerster unter Zwangsverwaltung der sowjetischen Militäradministration, drei Jahre später enteignete man den Betrieb. Damit ging die Sektkellerei in Volkseigentum über und hieß von nun an "VEB Rotkäppchen-Sektkellerei Freyburg/Unstrut".

Der enteignete Günther Kloß ging in Westen Deutschlands. Dort gründete er 1952/53 in Rüdesheim die Sektkellerei "Kloß & Foerster" neu. Im Osten in der Sektkellerei im idyllischen Freyburg wirtschaftete man streng nach Plan und produzierte bereits 1957 rund 600 000 Flaschen Sekt pro Jahr bei steigender Nachfrage.

Gegen Ende der 1960er Jahre richtete die Sektkellerei eine Forschungs- und Entwicklungsstelle ein, um die Qualität ihrer Produkte zu verbessern. Mit großem Erfolg: Der "VEB Rotkäppchen Sektkellerei" wurde zu einem Musterbetrieb der DDR. In den 1980er Jahren entstanden in der Sektkellerei bis zu 38 verschiedene Sektmarken pro Jahr, der Absatz lag 1987 bei 15 Millionen Flaschen.

"Rotkäppchen" - einstiger Musterbetrieb der DDR wird größter Sekt- und Spirituosenhersteller Deutschlands

Frau und Mann stehen dicht zusammen, Frau hält Sektflasche hinter dem Rücken

War Rotkäppchen in der DDR Marktführer, brach nach der Wende 1989 der Absatz zusammen und die Marke "Rotkäppchen" drohte zu verschwinden. Nach dem Mauerfall probierten die Ostdeutschen erst einmal die westdeutschen Produkte aus. Unter der Führung der Treuhand wurde das Unternehmen im Juni 1990 in die "Rotkäppchen Sektkellerei GmbH" umgewandelt. Ungeachtet der kritischen Lage investierte man in neue Anlagen und machte das Unternehmen fit für die Marktwirtschaft. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. 1992 übertraf das Unternehmen mit 5,7 Millionen verkauften Flaschen alle Erwartungen.

1993 entschied die Treuhand, das Unternehmen zu veräußern und zu privatisieren. 1995 hatte sich "Rotkäppchen Sekt" zum meistverkauften Sekt in den neuen Bundesländern entwickelt, ab 2001 galt dies für ganz Deutschland.

Im Jahr 2002 übernahm das Freyburger Traditionsunternehmen die erfolgreichen Sektmarken "Mumm", "Jules Mumm" und "MM Extra" samt ihrer Produktionsstandorte Eltville und Hochheim am Rhein sowie 2003 die Privatsektkellerei Geldermann in Breisach. So entstand Deutschlands größter Sekthersteller - die "Rotkäppchen-Mumm Sektkellerei GmbH".

Schriftzug "Kloß & Foerster"

Marke DE96791 vom 27.02.1907, Marke eingetragen

"Kloß & Foerster" kehrt zurück an die Unstrut

Am 21. Dezember 2005, 150 Jahre nach Gründung, kauften die Gesellschafter der "Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien" die Marke "Kloß & Foerster" auf.

mehrere Sektflaschen mit den aktuellen Marken

Somit kehrte die Marke "Kloß & Foerster" wieder zurück an die Unstrut, wo einst die Geschichte des Unternehmens begonnen hatte.

"Rotkäppchen" erweitert sein Marken-Portfolio

Im November 2006 schluckte "Rotkäppchen-Mumm" schließlich die Firma "Eckes Spirituosen & Wein" und damit die bekannten Marken "Chantré", "Mariacron", "Echter Nordhäuser", "Eckes Edelkirsch" und "Nordbrand Nordhausen". Daraufhin folgte im Oktober 2009 die Übernahme der erfolgreichen französichen Weinmarke "Blanchet". Nach Übernahme der italienischen Prosecco-Manufaktur "Ruggeri" in Valdobbiadene im Jahr 2017 wurde am 9. März 2018 die Übernahme des Bremer Traditionshauses "Eggers & Franke" bekanntgegeben.

Bilder: Rotkäppchen-Mumm Sektkellerei GmbH

Stand: 18.06.2024