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Frauen und Mädchen in der Naturwissenschaft

"Medizintechnik fand ich schon immer spannend"

Träumen Mädchen oder junge Frauen davon, Patentprüferin zu werden? Nicht unbedingt, weil wenige diese Berufsperspektive kennen. Veronika Kleißl hat zum ersten Mal als junge Erwachsene im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit davon gehört. Schon früh hat sie sich für Medizintechnik interessiert, da ihr Vater lange in diesem Bereich gearbeitet hat. Hier erzählt sie, was sie an ihrem Beruf mag und wie sie dazu kam, Patentprüferin zu werden.

Sie haben Feinwerk- und Mikrotechnik studiert, was hat sie dazu bewogen?

Eigentlich war es nicht konkret die Feinwerk- und Mikrotechnik, sondern die Studienrichtung, die man mit diesem Hauptstudiengang einschlagen konnte: die Medizintechnik. Dieses hochspannende interdisziplinäre Thema hat mich von klein auf fasziniert, vielleicht auch weil mein Vater lange in dieser Branche tätig war.

Porträtforto

Dr. Veronika Kleißl

Wann haben Sie zum ersten Mal davon gehört, dass es den Beruf "Patentprüferin" gibt?

Dass es diesen Beruf gibt, habe ich das erste Mal im Rahmen meiner Forschungstätigkeit kennengelernt. Damals ging es darum, eine Erfindung zum Patent anzumelden. Daraufhin habe ich mich auf der Internetseite des DPMA schlau gemacht und vom sehr interessanten Beruf der Patentprüferin erfahren. Als ich mich dann später beruflich neu orientieren wollte und über eine Stellenanzeige in der Süddeutschen Zeitung gestolpert bin, habe ich mich beim DPMA beworben.

Welche Ausbildung braucht man als Patentprüferin?

Zunächst braucht man ein mit Master oder Diplom abgeschlossenes Hochschulstudium in einem technischen oder naturwissenschaftlichen Studiengang, zum Beispiel Maschinenbau, Elektrotechnik, Physik oder eine andere Naturwissenschaft. Daran sollte sich eine fünfjährige berufliche Tätigkeit im Bereich der Technik oder Naturwissenschaft anschließen. Diese Voraussetzungen erfüllte ich. Ich habe mich beim DPMA beworben und wurde genommen.

Und wie ging es dann im DPMA weiter?

Ich musste, wie alle anderen, eine 18-monatige Qualifizierung durchlaufen. In dieser Phase wurde ich durch zwei erfahrene Patentprüfer im Sinne eines Mentoring ausgebildet und durfte von Anfang an echte Patentanmeldungen bearbeiten. Parallel dazu habe ich ein Qualifizierungsprogramm mit Lehrveranstaltungen sowie Gruppen- und Einzelschulungen absolviert. Außerdem ging es auch darum, mit der für die Prüftätigkeit nötigen Software vertraut zu werden und die verschiedenen Recherchetools kennenzulernen. Denn wir bearbeiten unsere Schutzrechtsverfahren durchgängig elektronisch - bis hin zum Versand von Beschlüssen und Bescheiden.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Ich sitze vor dem PC und habe es mit digitalen Akten zu tun. Darin sind Erfindungen beschrieben, die ich auf ihre Neuheit, ihre erfinderische Tätigkeit und ihre gewerbliche Anwendbarkeit prüfe. Dazu nutze ich unsere Recherchetools, mit denen ich Zugang zu Datenbanken aus der ganzen Welt habe.

Zu meinen Aufgaben gehört auch, mit Anmelderinnen und Anmeldern beziehungsweise mit der Patentanwaltschaft zu kommunizieren. Mitunter finden auch Anhörungen statt - zum Beispiel mit dem Ziel, Details der Erfindung zu klären. Ein Prüfungsverfahren endet dann meist entweder mit einem „Ja, patentierbar“ oder einem „Nein, nicht patentierbar“.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Job?

Die Tätigkeit ist sehr vielfältig und ungemein anspruchsvoll. Ich weiß vor allen anderen, wie die Technik von morgen aussieht. Toll ist auch, dass ich Beruf und Familie - ich bin Mutter von zwei kleinen Kindern - prima unter einen Hut bringen kann. Und ich kann mir die Arbeitszeiten selbst einteilen und auch alles von zu Hause aus erledigen.

Gibt es auch etwas, was Ihnen an Ihrem Beruf nicht gefällt?

Man sitzt viel alleine am Rechner und recherchiert. Ob jemand das als Nachteil empfindet, ist Typ-Sache. Für mich ist es jedenfalls kein Nachteil.

Bild 1: UNESCO, Bild 2: privat

Stand: 08.11.2023