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Digitalisierung: Immense Zuwächse bei Patentanmeldungen aus China und Südkorea

Analyse zum DPMAnutzerforum 2021: Asiatische Staaten gewinnen bei Schlüsseltechnologien in Europa an Boden – DPMA-Präsidentin: Innovationsdynamik wesentlich größer als in Deutschland

Pressemitteilung vom 30. März 2021

München. Unternehmen aus China und Südkorea gewinnen in digitalen Schlüsseltechnologien auf dem deutschen und dem europäischen Markt immer stärker an Boden. In ausgewählten Technologiefeldern der Digitalisierung verzeichneten die beiden asiatischen Länder bei den 2020 veröffentlichten Patentanmeldungen mit Wirkung für Deutschland unter den anmeldestärksten Staaten die größten Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr. Zwar liegen die USA in allen Bereichen weiter an der Spitze, China folgt aber insbesondere in der Digitalen Kommunikationstechnik, in der Anmeldungen zur zukunftsweisenden 5G-Technologie erfasst werden, bereits dicht dahinter. Die Zahl chinesischer Anmeldungen lag hier um 29,1 Prozent höher als im Vorjahr – der mit Abstand größte Zuwachs in diesem Bereich. In der Computertechnik, in der unter anderem Erfindungen zur Künstlichen Intelligenz enthalten sind, machte Südkorea mit einem Plus von 25 Prozent den größten Sprung, China legte um 18,8 Prozent zu. Deutschland verzeichnet in vielen Bereichen steigende Zahlen, in den Top-Anmelder-Rankings sind aber kaum deutsche Anmelder auf ihrem Heimatmarkt zu finden. Insgesamt sind die Anmeldezahlen vor allem in der Digitalen Kommunikationstechnik (+ 91,1 Prozent) und in der Computertechnik (+ 74,7 Prozent) in den vergangenen zehn Jahren rasant gestiegen.

Die Daten sind Teil einer Analyse, die das DPMA anlässlich seiner jährlichen Kundenveranstaltung DPMAnutzerforum im März durchgeführt hat. Für die Veranstaltung, die in diesem Jahr pandemiebedingt als Online-Konferenz stattfand (Foto: Übertragung aus dem DPMAforum), hatten sich fast 1 000 Vertreter aus der Wirtschaft sowie von Anwaltskanzleien und Schutzrechtsdienstleistern angemeldet. Neben den neuesten Entwicklungen zu den Schutzrechten Patent, Gebrauchsmuster, Marke und Design waren die Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz Schwerpunkte der Veranstaltung.

„Dass die Innovationstätigkeit in diesen Schlüsseltechnologien auch in Deutschland zugenommen hat, ist erfreulich“, sagte DPMA-Präsidentin Cornelia Rudloff-Schäffer. „Allerdings ist in China und Südkorea die Dynamik wesentlich größer. Aus den USA sind die Zuwächse ähnlich groß – das aber auf einem weitaus höheren Niveau. Eine deutsche Aufholjagd in den Digitaltechnologien ist noch nicht erkennbar.“

Die Analyse berücksichtigt veröffentlichte Patentanmeldungen beim Deutschen Patent- und Markenamt und beim Europäischen Patentamt mit Wirkung für Deutschland ohne Doppelzählungen. Patentanmeldungen werden gemäß den rechtlichen Vorgaben 18 Monate nach ihrer Anmeldung veröffentlicht.

Corona-Pandemie könnte Trends verstärken

Die vorliegenden Daten geben somit die Ausgangslage der Innovationstätigkeit vor Beginn der Corona-Pandemie wieder. Jüngste Veröffentlichungen lassen darauf schließen, dass die Trends sich fortsetzen oder weiter verstärken. Bei den internationalen Patentanmeldungen bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) verzeichneten China (+ 16,1 Prozent) und Südkorea (+ 5,2 Prozent) unter den wichtigsten Anmeldeländern im Jahr 2020 die größten Zuwächse. Die Technologiekonzerne Huawei (China, + 23,9 Prozent) und Samsung (Südkorea, + 32,5 Prozent) belegten unter den Top-Patentanmeldern mit stark steigenden Zahlen die Plätze 1 und 2. „China und Südkorea sind bislang gut durch die Pandemie gekommen. Es spricht einiges dafür, dass die Länder ihre Position gerade bei den digitalen Zukunftstechnologien weiter stärken konnten“, sagte die DPMA-Präsidentin.

Die Technologiefelder im Einzelnen:

Digitale Kommunikationstechnik

Mit 14 874 veröffentlichten Anmeldungen lag die Digitale Kommunikationstechnik an der Spitze unter den ausgewählten Gebieten. Die 5G-Technologie ist einer der Treiber bei der Zunahme der Patentanmeldungen. Mit dieser neuen Technologie können deutlich höhere Datenübertragungsgeschwindigkeiten und kurze Latenzzeiten (Verzögerungszeit/Pingzeit) erzielt werden. Auch das Internet der Dinge („Internet of things“, IoT) profitiert von dieser Technologie. Führend sind hier die USA (4 193 Anmeldungen), knapp vor China (4 043). Deutschland liegt hier lediglich auf Platz 6 bei rückläufigen Anmeldungen (- 3,7 Prozent). Im Hersteller-Ranking führt das chinesische Unternehmen Huawei vor dem US-Konkurrenten Qualcomm. Auf Platz 3 liegt mit Ericsson einer der wenigen europäischen Top-Anmelder.

Computertechnik

Das zweitwichtigste Technologiefeld gemessen an der Anmeldezahl ist die Computertechnik (14 589 Anmeldungen). Hier werden Anmeldungen erfasst, die direkt oder indirekt Computer betreffen. Auch Erfindungen zur Bild- und Spracherkennung sowie künstliche Neuronale Netze (Künstliche Intelligenz) und ihre Anwendungen fallen in diesen Bereich. Führend sind hier mit großem Abstand die USA (5 674) vor Deutschland (1 592), Japan (1 573), China (1 509) und Korea (1 059). Top-Anmelder ist hier Samsung (643) vor Intel (639) und Microsoft (584).

Audiovisuelle Technik

In der Audiovisuellen Technik wurden 5 195 Patentanmeldungen veröffentlicht. Erfasst werden hier die Fernsehtechnik, Digitalkameras, Codieren von Videosignalen, Lautsprecher oder Hörgeräte. Auch hier sind die USA führend (1 117), knapp dahinter liegt Japan (1 100), auf Platz 3 folgt China (749). Unter den Herstellern führt abermals Samsung (216) vor Sony (183) und Huawei (140).

Halbleiter

Dieses weit gefasste Gebiet umfasst die Herstellung von Halbleiterbauelementen wie einfachen Transistoren, hochkomplexen Mikrochips oder Speicherchips – aber auch Solarzellen für die Photovoltaik oder LEDs für die Beleuchtung. In dem Technologiefeld wurden 4 936 Anmeldungen veröffentlicht. Auch bei den Halbleitern sind die USA (1 066) führend. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Japan (1 052) und Deutschland (723). Top-Anmelderin ist die Taiwan Semiconductor Manufacturing Co., Ltd. (377), vor Intel (307) und Samsung (191).

Datenverarbeitungsverfahren für betriebswirtschaftliche Zwecke

Das kleinste der ausgewählten Gebiete bilden die Datenverarbeitungsverfahren für betriebswirtschaftliche Zwecke (2 674 Anmeldungen). Dabei geht es beispielsweise um Zahlungskonzepte, Ticketreservierung, Kauf- oder Verkaufs-Transaktionen, Autorisierungsverfahren oder Bank- und Börsengeschäfte. Top-Anmeldeland sind auch hier mit großem Abstand die USA (963) vor Deutschland (384) und Japan (325). Führende Anmelderin ist die Alibaba Group (103). Siemens folgt auf Platz 2 und Microsoft auf Platz 3.

Das Deutsche Patent- und Markenamt

Erfindergeist und Kreativität brauchen wirksamen Schutz. Das DPMA ist das deutsche Kompetenzzentrum für alle Schutzrechte des geistigen Eigentums – für Patente, Gebrauchsmuster, Marken und Designs. Als größtes nationales Patentamt in Europa und fünftgrößtes nationales Patentamt der Welt steht es für die Zukunft des Erfinderlandes Deutschland in einer globalisierten Wirtschaft. Seine knapp 2 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an drei Standorten – München, Jena und Berlin – sind Dienstleister für Erfinder und Unternehmen. Sie setzen Innovationsstrategien des Bundes um und entwickeln die nationalen, europäischen und internationalen Schutzsysteme weiter.

Bilder: Frank Rollitz, DPMA

Stand: 15.03.2024