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The Spirit of Currywurst
Kultgericht mit würziger Soße
Es soll vor 75 Jahren passiert sein: Am 4. September 1949 war gerade wenig los in Herta Heuwers Imbiss an der Ecke Kant-/Kaiser-Friedrich-Straße in Berlin-Charlottenburg. So experimentierte sie mit verschiedenen Zutaten wie Tomatenmark, Currypulver und Worcestershiresauce.
Andere Quellen sprechen auch davon, dass schlichtweg der Senf ausgegangen war und Heuwer deswegen an einem verregneten Sonntag nach einer neuen Sauce für ihre Bratwürste suchte. Ob nun genialer Einfall aus Langeweile oder Notlösung, die Currywurst-Soße war geboren und schaffte es später als deutscher Exportschlager zu weltweitem Ruhm.
Aus Berlin, Hamburg oder doch aus'm Ruhrpott?
Die Sache ist indes nicht ganz so eindeutig: So beanspruchte Uwe Timm mit seinem Buch "Die Entdeckung der Currywurst" für Hamburg, den Kultsnack mit Soße erfunden zu haben. Timms Protagonistin Lena Brücker verkaufte an ihrem kleinen Imbiss auf dem Großneumarkt in Hamburg Currywürste. Obwohl Lena Brücker nur ein fiktiver Charakter ist, stellte die Stadt Hamburg ihr im Jahr 2003 eine Gedenktafel auf dem Großneumarkt auf. Buchautor Timm führte als Beweis an, er habe die Wurst in Hamburg bereits als Kind im Jahr 1947 gegessen. Und auch das Ruhrgebiet hat sich zur Heimat der Currywurst erklärt. So besang der Ruhrgebietsbarde Herbert Grönemeyer das Kultgericht - weniger bekannt ist, dass der Song unter anderem aus der Feder des viel zu früh verstorbenen Komikers Dieter Krebs stammt.
Es war kein Patent, sondern 'ne Marke
Berlin jedenfalls beansprucht die Erfindung der Currywurst ganz klar für Herta Heuwer. Die resolute Dame selbst soll behauptet haben: "Ick hab dat Patent, basta!" Sie ließ sich das Rezept aber nicht patentieren, was im Übrigen auch nicht so einfach möglich gewesen wäre (siehe hierzu unsere FAQ: "Wie schütze ich eine Lebensmittel-Rezeptur?"). Das hätte zudem bedeutet, dass sie die genaue Rezeptur hätte offenbaren müssen. Diese hütete sie zeitlebens und nahm sie 1999 "mit ins Grab".
Beim Patentamt angemeldet hat Heuwer die Phantasie-Bezeichnung "Chillup" (wohl eine Kombination aus Chilli und Ketchup). Am 21. Januar 1959 wurde ihr auf ihre Anmeldung vom 21. Februar 1958 die Wort-/Bildmarke "Chillup" unter der Nummer 721319 als Warenzeichen für "Spezial-Sosse" in die Zeichenrolle des Deutschen Patentamts eingetragen.
Vom "Spirit of Currywurst" bis hin zum "Wurstdurst"
Marke DE 302016211722
Apropos Marken: Beim Blick in das Markenregister in DPMAregister stellt sich die Frage, was wohl der "Spirit of Currywurst" (DE 302009019187) ist, ob es wirklich einen "Wurstdurst" (DE 302012048308) gibt und wie "Comedy und Currywurst" (DE 302016211722) zusammenpassen? Auf jeden Fall sind diese Zeichen als Marken registriert. Und sei es, weil sie als Bildmarke eine bestimmte graphische Gestaltung aufweisen.
Nicht als Marke eingetragen, weil für die Allgemeinheit freihaltebedürftig und nicht unterscheidungskräftig, sind zum Beispiel der Begriff "Currywurst" (DE 302314725), "It's Currywurst time" (DE 3020110219834), "Knusper-Currywurst" (DE 3020100324120) und "Currywurst Quickie" (DE 3020182144709).
Als sogenannte Kollektivmarken registriert sind die "Berliner Currywurst mit Darm" (DE 302015054263) und "Berliner Currywurst ohne Darm" (DE 302015054262). Kollektivmarken können zum Beispiel von eingetragenen Vereinen für ihre Mitglieder angemeldet werden. Anders als bei Individualmarken können Kollektivmarken ausschließlich aus Angaben zur Bezeichnung der geographischen Herkunft der Waren bestehen, hier "Berliner Currywurst".
Außerdem läuft noch ein Antrag auf Eintragung der "Berliner Currywurst ohne Darm" (31 2017 001 169.4) als geschützte geografische Angabe (g.g.A.). Das DPMA und auch das Bundespatentgericht haben bejaht, dass der Name als geografische Angabe schutzfähig ist. Der Antrag wurde an die EU-Kommission nach Brüssel weitergeleitet, die den Antrag derzeit prüft.
Wenn Sie übrigens mal in Berlin sind und Sie der "Currywurstdurst" oder vielmehr -hunger überkommt, dann gibt es im Internet so etwas wie einen "Currywurst-Finder".
"...Tradition und ewiger Genuss"
Gedenktafel für Herta Heuwer
Ja, und wer hat die Wurst mit Soße jetzt wirklich erfunden? Wir wissen es nicht. Was Berlin als "Currywurst-Hauptstadt" für sich in Anspruch nimmt, steht auf einer Gedenktafel, die die Bezirksbürgermeisterin von Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf im Jahr 2003 am Haus Kantstraße 101 (Ecke Kaiser-Friedrich-Straße) enthüllte ( Rede der damaligen Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen zur Enthüllung einer Gedenktafel für Herta Heuwer): "Hier befand sich der Imbiss-Stand, in dem am 4. September 1949 Herta Heuwer die pikante Chillup(R)-Soße für die inzwischen weltweit bekannte Currywurst erfand. Ihre Idee ist Tradition und ewiger Genuß." - Nicht mehr und nicht weniger.
Bild 1: iStock.com/monica_photo, Bild 2: DPMA, Bild 3: DPMA, Bild 4: OTFW (Berlin, CC BY-SA 3.0)
Stand: 13.09.2024
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