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Kulinarische Sommerreise
Bleibe im Lande und nähre Dich köstlich
Im Sommer 2022 endlich wieder unbeschwert reisen... Denkste, ganz so unbeschwert ist das Fernreisen auch in diesem Jahr nicht. So erwarten uns das Koffer-Chaos am Flughafen und es mahnt uns unserer großer ökologischer Fußabdruck. Daher könnte es in diesem Jahr durchaus eine gute Idee sein, den Urlaub im eigenen Lande zu verbringen. Und manchmal kann auch eine "kulinarische Reise" ganz spannend sein. Dafür haben wir für Sie ein paar Anregungen zusammengestellt: Probieren Sie Köstlichkeiten quer durch Deutschland - vom "Holsteiner Tilsiter" über die "Thüringer Rostbratwurst" bis hin zum "Schwarzwälder Schinken". All diese Lebensmittel und noch viele mehr sind als geografische Herkunftsangaben geschützt, allein 93 für Deutschland. Insgesamt sind 1 589 Agrarerzeugnisse und Lebensmittel im Verzeichnis der Europäischen Kommission registriert (außer Weine und Spirituosen).
Lebensmittel mit geschützter geografischer Herkunft - größere Ansicht
Vorspeise: Matjes aus dem hohen Norden trifft Saures aus dem Spreewald
"Es ist Sonntag, und die Stille, die wir vorfinden, verrät nichts von dem sonst hier herrschenden lebhaften Verkehre. Die Spreewaldprodukte haben nämlich in Lübbenau ihren vorzüglichsten Stapelplatz und gehen erst von hier hinaus in die Welt. Unter diesen Produkten stehen die Gurken obenan", so schrieb Theodor Fontane in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" schon in den 1870er Jahren über einen Bestandteil unserer Vorspeise. Gemeint sind die "Spreewälder Gurken", die schon seit Jahrhunderten in der Region angebaut werden. Den Spreewald kosten können Sie auch auf dem "Gurken-Radweg", einer Rundtour von etwa 250 Kilometer Länge, getreu dem Motto "Immer der Gurke nach".
Auf unserer Reise begegnet die Gurke dem "Glückstädter Matjes" und wird zu einer leckeren Vorspeise. In Glückstadt an der Unterelbe lässt sich die Tradition der Matjesherstellung bis ins Jahr 1893 zurückverfolgen, als die Glückstädter Heringsfischerei ihren Anfang nahm. Jedes Jahr beginnen hier am zweiten Donnerstag im Juni mit dem traditionellen Matjesanbiss die Glückstädter Matjeswochen. Der gesamte Herstellungsprozess muss im Stadtgebiet von Glückstadt erfolgen. Die Produktion erfolgt das ganze Jahr über. Mehr zum "Glückstädter Matjes" auf der Seite des "Bundeszentrums für Ernährung".
Erster Gang: "Lüneburger Heidekartoffeln" mit "Halberstädter Würstchen"
Ab August geerntet werden die "Lüneburger Heidekartoffeln". Der Anbau von Kartoffeln hat in der Lüneburger Heide eine lange Tradition. Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Region das größte Kartoffelanbaugebiet Deutschlands. Die Heide-Kartoffel wächst in der Lüneburger Heide durch die sandigen Böden besonders gut. Damit man auch sicher sein kann, dass man immer die beste Kartoffel erhält, hat die EU-Kommission die Kartoffel am 4. August 2010 in die Liste geschützter geografischer Nahrungsmittel aufgenommen. Nur Hersteller aus der Region Lüneburger Heide dürfen die Bezeichnung "Lüneburger Heidekartoffel" noch verwenden. Wir kredenzen daraus eine schmackhafte Kartoffelsuppe mit "Halberstädter Würstchen". Dieses war zu DDR-Zeiten beliebte "Bückware" und ist seit 2010 als geographische Angabe geschützt. Auch das "Halberstädter Würstchen" kann auf eine lange und interessante Geschichte zurückblicken. So soll 1896 der Halberstädter Metzgermeister Friedrich Heine die Dosenwurst erfunden haben, siehe "Wie kommt das Würstchen in die Dose" auf der Seite der Stadt Halberstadt.
Zweiter Gang: "Schwäbische Maultaschen" an "Salat von der Insel Reichenau"
An einem Gründonnerstag sollen im schwäbischen Kloster Maulbronn vor über 500 Jahren die Maultaschen erfunden worden sein: Sündiges Fleisch, eigentlich verboten in der Karwoche, wurde vor den strengen Augen des Herrn in den Maultaschen versteckt – und lässig genossen. Das Kloster Maulbronn gehört mittlerweile zum UNESCO-Welterbe und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Die "Schwäbischen Maultaschen" sind seit 2009 als geschützte geografische Herkunftsangabe eingetragen.
Wir reichen dazu ganz viel gesunde "Salate von der Insel Reichenau". Diese umfassen die Variationen Kopfsalat, Batavia, Eissalat, Novita, Lollo Rosso, Lollo Bionda und Eichblatt. Dazu gibt es passend "Gurken von der Insel Reichenau" und "Tomaten von der Insel Reichenau". Das geografische Gebiet ist die Insel Reichenau im Bodensee, deren Gemüsebautradition auf die Klosterkultur um 849 zurückreicht. Die auch häufig als "Gemüseinsel" bezeichnete Insel weist durch ihre Lage spezielle geografische und klimatische Bedingungen auf, weil der Bodensee als Wasser-, Licht und Wärmespeicher dient. Mittlerweile gehört auch die Klosterinsel Reichenau zum Weltkulturerbe der UNESCO und seit 1991 kann auch der ehemalige Kräutergarten – der originalgetreu neu angelegt wurde – wieder besucht werden.
Käse schließt den Magen
Zum Abschluss des Menüs empfehlen wir eine köstliche Käseplatte: Allein zehn deutsche Käsesorten sind geschützt. So zum Beispiel der "Altenburger Ziegenkäse", der "Hessische Handkäse", der "Nieheimer Käse", der "Allgäuer Bergkäse" und der "Obazda". Was passt dazu besser als eine "Bayerische Brezn" oder "Westfälischer Pumpernickel"? Auch diese Gebäckstücke sind als geografische Herkunftsangaben geschützt.
Auch um die "Bayrische Breze" rankt sich so manche Geschichte. Die Münchner reklamieren für sich, dieses Gebäckstück erfunden zu haben. Der Legende nach soll am 11. Februar 1839 die erste Laugenbrezn verspeist worden sein: Wilhelm Eugen von Ursingen, ein königlich-würtembergischer Gesandter, wollte an diesem Tag im Café des Hoflieferanten Eilles in der Münchner Residenzstraße frühstücken. Brezen gab es damals schon, jedoch wurden sie eher süß gegessen. Versehentlich soll der Bäcker Anton Nepomuk Pfannenbrenner die Brezn statt mit Zuckerwasser mit Natronlauge – das eigentlich zum Reinigen der Bleche vorgesehen war – bestrichen haben. Als die frischen Brezn aus dem Backofen kamen, sahen sie knusprig braun aus und rochen und schmeckten wunderbar. Die Brezn ist in München ein Kulturgut und als solches hat sie es sogar schon bis ins Museum geschafft. Vor einigen Jahren widmete das Münchner Stadtmuseum der Brezn eine eigene Ausstellung. Mehr zur Brezn auf der Internetseite der Stadt München.
Pflaumen zum Dessert
Nun ja, wie sagt man so schön: "Einer geht noch" und so empfehlen wir Pfannkuchen (oder auch Eierkuchen) mit "Stromberger Pflaumen" als Nachspeise. Die „Stromberger Pflaume“ ist eine sehr alte, mittelspäte Zwetschgensorte. Sie wurde um 1790 von dem Amtsschreiber und Reisenden Ludwig Niedieck aus Südfrankreich und Spanien in die Region mitgebracht und nach ihrer neuen Heimat benannt. Seit 2013 ist sie als "geschützte Ursprungsbezeichnung" eingetragen.
Noch mehr Rezepte - europäische Köstlichkeiten zum Nachkochen
Wen es doch in die Ferne zieht: Die Europäische Kommission hat ein Kochbuch mit Rezepten aus allen EU-Ländern herausgegeben. Auch hier sind die Zutaten als geografische Herkunftsangaben eingetragen.
Bild 2: Leibniz-Institut für Länderkunde, Nationalatlas aktuell, sonstige Bilder: DPMA/KBK
Stand: 09.04.2024
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