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Bob Marleys 80. Geburtstag

"Tuff Gongs" Erben und Marken

Einer der bekanntesten Musiker der Welt hätte dieser Tage seinen 80. Geburtstag gefeiert: Bob Marley, geboren am 6. Februar 1945 auf Jamaika. Mehr als 40 Jahre nach seinem frühen Tod ist er noch immer einer der größten Popstars des Planeten. In jenen Teilen der Erde, die man früher als „Dritte Welt“ bezeichnete, dürfte er sogar populärer sein als Elvis Presley und Michael Jackson zusammen. Und er gehört mit diesen beiden zu jenen toten Musikern, mit denen das meiste Geld verdient wird.

Sein Bild ist in der Popkultur so berühmt und allgegenwärtig wie das Che Guevaras. Aber während der gewaltbereite Revolutionär Che weiterhin stark polarisiert, ist Bob Marley heute eine vielgeliebte Ikone, die für entspannte, sehr gute Musik, gehaltvolle Texte, Friedfertigkeit und reichlich rauchbares Kraut steht. Dabei wird gerne vergessen, wie engagiert, kämpferisch und kantig Robert Nesta Marley auch sein konnte.

„Tuff Gong“ erobert die Welt

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Sein Kämpferherz half ihm, aus schwierigen Verhältnissen zum globalen Superstar aufzusteigen. Aufgewachsen in den ärmsten Gegenden Jamaikas – als Kind in Nine Mile, als Jugendlicher im berüchtigten Kingstoner Viertel Trenchtown – musste er lernen, sich durchzusetzen. Früher als „White Boy“ verspottet – sein Vater war weißer Jamaikaner und bei Bobs Geburt bereits 64; seine schwarze Mutter dagegen erst 18 – erkämpfte er sich im harten Trenchtown den respektvollen Spitznamen „Tuff Gong“.

Seine 1963 gegründete Band, die „Wailers“ (u.a. mit den späteren Solo-Stars Bunny Wailer und Peter Tosh), mit denen er sich Weltruhm erobern sollte, stand lange im Ruf, eine Truppe von „rude boys“ zu sein. Zeitlebens blieb Marley kämpferisch und kompromisslos, wenn es galt, das Elend in den Ghettos seiner Heimat und soziale Ungerechtigkeit anzuprangern oder das historische Verbrechen der Sklaverei, das tief im kollektiven (Unter-)Bewußtsein Jamaikas verankert ist, zu thematisieren.

Roots Reggae Rasta

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Marley ließ sich auch von gierigen Musikmanagern nichts gefallen und gründete nach ersten Erfolgen und schlechten Deals 1970 sein eigenes Studio und Plattenlabel. Es wurde nach seinem Spitznamen benannt: Tuff Gong (Marken dazu u.a. 008269334, 008269334). Der verwies wiederum auf Leonard P. Howell, Spitzname „The Gong“, einen einflussreichen Rastafari-Priester. Marley hatte sich in den 1960er Jahren dieser spirituellen Bewegung angeschlossen, zu deren Kennzeichen u.a. Dreadlocks, Konsum von „Ganja“ und die Verehrung des äthiopischen Kaisers Haile Selassie (auch Ras Tafari betitelt) gehören.

Im „Tuff Gong“ (Adresse: 56 Hope Road in Kingston) nahm er unter anderem Hits wie „No Woman, No Cry“, „Stir It Up“, „Redemption Song“, „Buffalo Soldier“ und „Could You Be Loved“ auf. Das Tonstudio hat heute einen legendären Ruf und lockt auch bekannte internationale Künstler zu Aufnahmen an. Längst gehören ein Presswerk, Agentur, Shop, ein Marley-Museum und vieles mehr dazu.

Viele Kinder, sehr viel mehr Marken

Live in Zürich, 1977

Live in Zürich 1977 mit seiner Gibson Les Paul Special

Das „Tuff Gong“ gehört zu einer ganzen Reihe von Unternehmungen von Marleys Nachkommen. Rund ein Dutzend Erben teilen sich den Nachlass Bobs, der mindestens elf Kinder hatte (die meisten davon außerehelich). Marleys Familie baute auf seinem Erbe ein regelrechtes Marketing-Imperium auf. Das wird allein schon an der Vielzahl der Marken deutlich, die vom familieneigenen Unternehmen „Fifty-Six Hope Road Music Limited“ (mit Sitz in Kalifornien) oder von der „Robert Marley Foundation Ltd“ (Jamaica) angemeldet wurden. „Fifty-Six Hope Road“ hat allein beim externer Link USPTO 118 Marken angemeldet, unter anderem „House of Marley“ (u.a. 018530918). Manager dieser Unternehmung ist Bobs Sohn Rohan. Darunter werden u.a. Kopfhörer und tragbare Lautsprecher in rund 50 Ländern verkauft.

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Selbstverständlich ist „Bob Marley“ als Wortmarke für diverse Warenklassen geschützt (u.a. 000024794). Es gibt beispiellsweise „Marley Wine“ (US98866016) sowie „Marley Coffee“ – letzterer mit dem naheliegenden Slogan „Stir it up“ (008260821). „Bob Marley´s One love“ wurde als Bildmarke für Restaurants und Cafes angemeldet (019131624); auch in der Variante „Marleys´ One Love Cafe“, die ebenso auch für Bekleidung wie Getränke gilt (010920866); oder „Marley One Love Coffeehouse“, angemeldet für sehr viele Nizza-Klassen (011765856). Im sehr gut sortierten Bob Marley-Webshop findet sich eine Fülle von Marley-Devotionalien (hauptsächlich Kleidung), alle gut durch gewerbliche Schutzrechte abgesichert.

Marihuana im Namen des Meisters

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Eine weitere Gründung der Erben, die „Marley Green LLC“, besitzt diverse „Marley Natural“-Marken für Rauchwaren (u.a. 016051682). Das passt: Neben seinem Ex-Bandkollegen Peter Tosh (mit seinem berühmten „Legalize it!“-Album) gibt es keinen Musiker, der mehr mit dem Kiffen in Verbindung gebracht wird als Bob Marley. Einschlägige Fotos des Meisters zieren bis heute in Plakatgröße jede anständige Studenten-WG-Küche. Und da „Kaya“ (Patois für „Gras“ oder Marihuana) nun mal zum Kern der Marke „Bob Marley“ gehört, haben die Erben auch keine Hemmungen, Cannabisprodukte in ihr Geschäftsmodell einzubauen.

Marleys Erben sind durchaus klagefreudig, wenn es um die Durchsetzung ihrer Markenrechte geht. So wurde Widerspruch gegen die Markenanmeldungen „Original MARLEY SEEDS“ (015580178) oder „Natural Marley Spirit Cigarettes“ (012862942) eingelegt. Ebenso gegen einen deutschen Anmelder, der wohl ein Bob-Marley-Bier herausbringen wollte (300633610). Selbst gegen Bobs Halbbruder zog der Erben-Clan vor Gericht, als dieser ohne ihre Lizenz Marley-Produkte vertreiben wollte.

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Zu den vielen eingetragen Marken gehören auch der Name von Bobs Sohn "Ziggy Marley" (008625469) und der Name seiner 2008 verstorbenen Mutter „Cedella Marley Booker“ (012222361). Die jüngste Marke wurde erst im Januar 2025 angemeldet: "BOB MARLEY'S ONE LOVE" für gastronomische Betriebe (Januar 2025, 019131656).

Ganz vorne dabei im Club der toten reichen Musiker

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Es ist also nicht verwunderlich, dass Bob Marley seit Jahren auf den vordersten Plätzen der Listen der toten Musiker mit dem höchsten Einkommen liegt (u.a. laut externer Link Destatis). „Wir glauben an materielle und spirituelle Balance“, werden Marleys geschäftstüchtige Erben zitiert. Und: „Es heißt immer: Die Marleys werden erfolgreich sein, weil sie über Frieden und Liebe singen. Schwachsinn. Auch wir brauchen Kapitalismus“ (Zitat nach externer Link Forbes).

Was der ebenso spirituelle wie sozial engagierte Marley von der extremen Kommerzialisierung seiner selbst gehalten hätte? Das bleibt natürlich reine Spekulation. Vielleicht hätte er viel Geld für Anliegen gespendet, die ihm am Herzen lagen. Vielleicht hätte er sich aber auch einen Fußballverein gekauft. Tottenham Hotspurs beispielsweise, dessen Anhänger der Fußballnarr gewesen sein soll.

Letzte Monate am Tegernsee

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Bob Marley verbrachte übrigens die letzten Monate seines kurzen Lebens in Bayern. Bereits 1977 war bei ihm Hautkrebs diagnostiziert worden. Ende 1980, als ihm nach einem Zusammenbruch eröffnet wurde, dass keine Aussicht auf Heilung mehr bestünde, suchte er Hilfe in der alternativen Therapie eines umstrittenen Arztes am Tegernsee. Acht Monate lebte Marley in Rottach-Egern, aber die Hoffnungen erfüllten sich nicht. Als sich sein Zustand schließlich dramatisch verschlechterte, wollte er zum Sterben nach Jamaika heimkehren. Aber er schaffte es nicht mehr. Bereits am Flughafen in München war seine Lage sehr ernst. In Miami musste sein Flugzeug zwischenlanden; man brachte ihn dort ins Krankenhaus, wo er am 11. Mai 1981 starb.

Ein Trost ist, dass Bob Marley ewig weiterleben wird – in den Herzen, nicht nur in den vielen Marken…

Text: Dr. Jan Björn Potthast; Bilder: Getty Images / Kirk West, DPMAregister, ETH-Bibliothek Zürich Bildarchiv Fotograf Luethy Patrick Com_l29-0351 CC by-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Stand: 28.01.2025