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Welttag des geistigen Eigentums 2022

Junge Erfinderin und junger Erfinder

Geistiges Eigentum und Jugend: Innovationen für eine bessere Zukunft

In diesem Jahr steht der Welttag des geistigen Eigentums am 26. April unter dem Motto "Geistiges Eigentum und Jugend - Innovationen für eine bessere Zukunft": Überall auf der Welt nutzen junge Menschen ihren Einfallsreichtum, ihre Neugierde und Kreativität, damit unsere Welt auch in Zukunft lebenswert bleibt.

Anlässlich des Welttags hat die Präsidentin des DPMA, Cornelia Rudloff-Schäffer, die Innovationsfreudigkeit junger Menschen gewürdigt. Zudem warb sie dafür, Jugendlichen neben technischem Verständnis frühzeitig ein Bewusstsein für gewerbliche Schutzrechte zu vermitteln (Pressemitteilung vom 25. April 2022).

Zum Welttag des geistigen Eigentums stellen wir hier drei innovative junge Köpfe aus Deutschland vor: Rieke-Marie Hackbarth, Jan Heinemann und Dr. Carina Lämmle.

Weitere Informationen zum "World IP Day" mit jungen Erfinderinnen und Erfindern aus der ganzen Welt finden Sie auch auf der externer Link Internetseite der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO).


Rieke-Marie Hackbarth - gibt Keimen keine Chance

"Jugend forscht" macht Erfinderinnen

Mädchen mit Stethoskop

"Jugend-forscht"-Preisträgerin
Rieke-Marie Hackbarth

Dass junge Frauen das Zeug zur erfolgreichen Erfinderin haben, zeigt sich zum Beispiel beim Wettbewerb externer Link "Jugend forscht", der bereits zum 57. Mal stattfindet. In diesem Jahr sind von den rund 8 000 Teilnehmern 3 456 weiblich, also immerhin 40,5 Prozent. Und ihre Innovationen können sich sehen lassen.

Rieke-Marie Hackbarth hat beim Wettbewerb im Jahr 2015 einen Sonderpreis für ihr selbst desinfizierendes Stethoskop gewonnen.

Die Idee zur Teilnahme beim "Jugend forscht"-Wettbewerb kam Rieke im Unterrichtsfach "Forschen und Erfinden", das an ihrem Gymnasium angeboten wurde. Hier erinnerte sich Rieke an eine Diskussion mit ihrem Kinderarzt, der meinte, dass Stethoskope die reinsten Keimschleudern seien. So entwickelte sie im Schullabor eine elektronische Reinigungstechnik. Dabei wird Desinfektionsmittel als feiner Sprühnebel auf der Stethoskopmembran verteilt.

Ihre Erfindung ist inzwischen patentiert ( pdf-Datei DE 10 2015 102 168 A1). Auf die Idee, ein Patent anzumelden, wäre sie selbst gar nicht gekommen. Sie meint: "Ich dachte gar nicht, dass das so etwas Besonderes ist ..." Erst ein "Jugend forscht"-Juror hatte sie - vor der Veröffentlichung ihrer Erfindung - auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht. Denn wäre die Erfindung bei der Preisverleihung vorgestellt worden, ohne vorher beim Patentamt angemeldet worden zu sein, wäre sie zum "Stand der Technik" geworden - und damit nicht mehr neu und nicht patentierbar.

Wie es mit Rieke und ihrer Erfindung weiterging

In der Zwischenzeit hat Rieke erfolgreich ihr Abitur abgelegt und studiert Medizin. Ihr Patent hält sie inzwischen wieder selbst, nachdem sie es von einem mittelständischen Unternehmen zurückgekauft hat. Die geplante Zusammenarbeit hatte letztlich nicht geklappt, weil das Unternehmen mit dem Stethoskop in ein neues Marktsegment gestartet wäre und sich dies als nicht so einfach erwiesen hatte.

Inzwischen ist eine andere Studentin dabei, das Stethoskop im Rahmen ihrer Bachelorarbeit weiterzuentwickeln. Rieke findet das gut; es ist ihr aber auch wichtig, dass ihre Erfindung durch ein Patent geschützt ist: "Damit das niemand ohne meine Einwilligung nachbauen kann."

Weitere Innovationen hat Rieke bisher noch nicht zum Patent angemeldet, schließt das aber für die Zukunft nicht aus: "Der Erfindergeist ist noch wach." Wir dürfen gespannt sein auf Riekes nächste Erfindungen.


Jan Heinemann - sein Erfindergeist hilft der Feuerwehr beim Löschen

Mit dem "Löschigel" Zukunft dalassen

Junger Mann mit Löschaufsatz

Jan Heinemann mit seinem Löschigel

Auch Jan Heinemann aus Andernach geht Problemen gerne auf den Grund - mit seinem zum Patent angemeldeten "Löschigel" wird er 2021 Bundessieger im Bereich Arbeitswelt. Die Erfindung kann die Feuerwehr einsetzen, wenn ein brennendes Gebäude von innen gelöscht werden muss. Der Leiteraufsatz ist mit Düsen versehen, die Wasser in unterschiedliche Richtungen sprühen lassen. Damit, so Jan Heinemann, werde auch die Sicherheit der Einsatzkräfte erhöht. In der Laudatio anlässlich der Preisverleihung lobt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil: "Jan Heinemann hat viel Experimentierfreude gezeigt und sein Projekt laufend systematisch verbessert. Dabei setzte er computergestützte Methoden ein und bewertete die Zerstäubung auch statistisch. Darüber hinaus eignete er sich die Methoden für aufwendige Schweißverfahren an. In praktischen Löschversuchen konnte er die Wirksamkeit seiner Erfindung unter Beweis stellen."

Jan Heinemanns Credo: "Wer eine Idee hat, darf nicht aufgeben, muss kreativ sein, muss sich verbessern und etwas für die Zukunft dalassen".

Abitur, eigene Firma und noch jede Menge Ideen

Und daran arbeitet Jan Heinemann weiter: Im Februar 2022 gründet er zusammen mit seiner Teampartnerin Diana Daum sein eigenes Unternehmen und der "Löschigel" geht offiziell in Produktion. Anschließend folgt im März sein Abitur. Aktuell ist er gerade in den USA beim "International Science and Engineering Fair", dem größten außeruniversitären Schülerwettbewerb der Welt. Im Sommer soll der Löschigel dann einen weiteren Schub bekommen bei der Präsentation auf der Weltleitmesse für Feuerwehr und Behördenbedarf, der Interschutz in Hannover und auf noch einigen weiteren Messen.

Im Wintersemester wird Jan Heinemann ein Studium an der TU Darmstadt als Wirtschaftsingenieur mit der Fachrichtung Maschinenbau starten und hat noch einige Erfindungen in petto. So will er mit seiner Teampartnerin noch weitere Lösungen für die öffentliche Sicherheit und Gefahrenabwehr zur Verfügung stellen: "Unser nächstes Projekt beschäftigt sich mit dem Herzensthema von uns beiden: Rettungsschwimmen; die Erfindung soll es Rettern erleichtern, Ertrinkungsunfälle zu erkennen. Darüber hinaus habe ich dieses Jahr mit einem Freund an einer Methode zur Trinkwasseraufbereitung in Entwicklungsländern geforscht."



Vier Schutzrechte, die Sie kennen sollten

glückliche Frau mit Glühbirne und Geldscheinen

Wie gerade junge Erfinderinnen und Erfinder ihre Innovationen schützen können, sehen Sie in unserem Video auf Youtube.



Dr. Carina Lämmle - trennte als Jungforscherin mit einer selbstgebauten Apparatur ein Stoffgemisch in reine Bestandteile

Von Deutschlands jüngster Hochschuldozentin ...

Bereits in der 7. Klasse zeigt Carina Lämmle großes Interesse an Chemie und Physik. Über ihren Physiklehrer am Pestalozzi-Gymnasium in Biberach kommt sie dann in Kontakt mit dem Schülerforschungszentrum Südwürttemberg (SFZ) im 30 Kilometer entfernten Bad Saulgau, das sie von dort an regelmäßig besucht. Das SFZ bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, eigene Forschungsprojekte durchzuführen und ihre Ergebnisse bei nationalen und internationalen Wettbewerben zu präsentieren.

Im SFZ entdeckt sie ihr Interesse daran, Lösungen für technische Probleme zu finden. Gemeinsam mit ihrem Team untersucht sie zunächst mit Hilfe chromatographischer Methoden die Inhaltsstoffe einer Zwiebel. Später erforscht sie mit ihren SFZ-Projektpartnern Felix Engelmann und Simeon Völkel die physikalische Grundlagen der Gegenstromchromatographie. "Wir wollten das aus physikalischer Sicht verstehen", erklärt Carina Lämmle, "Die meisten Chemiker nutzen das Verfahren ohne zu wissen, warum und wie die Gegenstromchromatographie funktioniert. Ihnen reicht es aus, dass sie die Methode nutzen können." Das Gegenstromchromatographie-Verfahren wird genutzt, um Stoffgemische an einer Grenzfläche zweier nicht mischbarer Flüssigkeiten in ihre reinen Bestandteile zu trennen.

"Phasenkarussell" nennen die drei Jungforscher ihr Projekt: Zwei nicht-mischbare flüssige Phasen kommen dabei zum Einsatz. Während die eine Phase in einer Spule stationär zurückgehalten wird, fließt die andere darüber hinweg. Mit einer selbst gebauten Apparatur untersuchen die Jugendlichen, wie sich das Fließverhalten in einer rotierenden Glasschraube in Abhängigkeit von deren Geometrie, Rotationsgeschwindigkeit und Schraubendurchmesser verändert. Die Erkenntnisse aus dieser Analyse übertragen sie auf eine selbstgebaute Apparatur, die es nun erlaubt, diese chromatographische Trennmethode auch anzuwenden. Bei Jugend forscht 2011 folgt ein glatter Durchmarsch von der Regional- über die Landesebene bis zum Bundesfinale. Auch hier überzeugen die drei jungen Wissenschaftler die Jury: Sie werden mit dem Bundessieg für die beste interdisziplinäre Arbeit der Bundesbildungsministerin ausgezeichnet.

Porträtforto

Dr. Carina Lämmle

Im Zuge ihrer Forschungsprojekte nimmt die Laufbahn der Jungforscherin noch eine ungewöhnliche Wendung: Bei einer Führung durch die Hochschule im oberschwäbischen Biberach im Jahr 2011 entdeckt die Jungforscherin ein Massenspektrometer, das außer Betrieb ist. Von ihren Forschungsprojekten am Schülerforschungszentrum kennt sie die Methode und ihr Interesse ist geweckt, sich näher mit dem Gerät zu beschäftigen. Allerdings ist ihr auch schnell bewusst, dass es eine Herausforderung wird, das Massenspektrometer wieder in die Benutzung zu nehmen. "Die Abschaltung tut den Vakuumpumpen gar nicht gut – außerdem kann man ein solch teures Gerät nicht einfach in der Ecke verstauben lassen." Der Dekan ist begeistert von so viel Leidenschaft, zögert nicht lange und gibt Carina Lämmle die Möglichkeit, sich genauer mit dem Gerät zu beschäftigen. Nachdem das Gerät wieder erste brauchbare Messwerte liefert, möchte er das Wissen auch mit den Studierenden der Hochschule teilen. Deshalb engagiert er die Nachwuchswissenschaftlerin, um im Rahmen einer Vorlesung von Professorin Chrystelle Mavoungou im Bachelor-Studiengang "Pharmazeutische Biotechnologie" eine Einführung in das Gerät zu geben. Und so kam es, dass Carina Lämmle einen kleinen Lehrauftrag an der Hochschule Biberach erhielt.

... über ein Chemiestudium zur Patentanwaltskandidatin

Nach ihrem Abitur studiert Carina Lämmle Chemie an der Technischen Universität München und der Universität Uppsala in Schweden. Zwischendurch verschlägt es sie in die USA und zurück nach Biberach, wo sie ihre Forschungstätigkeiten im Rahmen von Laborpraktika absolviert. Während ihrer Promotionsarbeit entwickelt sie am Max-Planck-Institut in Heidelberg molekulare Sonden zur Visualisierung biologischer Prozesse in der Fluoreszenzmikroskopie. Diese Sonden sollen in der Zukunft zum Beispiel in der virologischen Forschung zur Untersuchung von Retroviren eingesetzt werden.

Seit 2022 ist Carina Lämmle Patentanwaltskandidatin in einer Münchener Patentanwaltskanzlei und bearbeitet Patentanmeldungen vom pharmazeutischen Produkt bis hin zum Halbleitermaterial. Wie sie darauf kommt, Patentanwältin zu werden? "Ich wollte nie technische Expertin auf nur einem Fachgebiet werden", meint Lämmle. "Am Patentwesen gefällt mir, dass man sich fachlich breit aufstellen kann und ganz vorne dabei ist, wenn es darum geht, neue technische Entwicklungen mitzuverfolgen. Außerdem hat es viel mit Kommunikation zu tun, was mir sehr viel Spaß macht."

In nächster Zeit freut sich Carina Lämmle aber erst einmal auf das "Jugend forscht"-Finale Ende Mai in Lübeck. "Das findet endlich mal wieder in Präsenz statt. Als ehemalige "Jugend forscht"-Gewinnerin bin ich als Gast dabei und freue mich natürlich auf viele spannende Projekte und Erfindungen der diesjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer."

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World IP Day: "Jugend ist geistiges Eigentum"

Junge Menschen auf der ganzen Welt setzen sich dafür ein, unsere Welt zu einem besseren und sichereren Ort für uns alle zu machen. Es ist unsere Pflicht, sie in ihren innovativen Bestrebungen zu bestärken.
Schauen Sie sich ein kurzes Video an, das gemeinsam von EPA, DPMA und verschiedenen nationalen Patentämtern in Europa gedreht wurde, und informieren Sie sich über verschiedene Initiativen für junge Innovatoren:externer Link https://bit.ly/IPYouth (Website des EPA)

#IPandYouth #IPvalue #WorldIPDay

Quellen: https://www.jugend-forscht.de/, Bild 1: WIPO, Bild 2: Jugend forscht, Bild 3: Jugend forscht, Bild 4: DPMA, Bild 5: Maiwald Patentanwalts- und Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

Stand: 18.04.2024