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Nobelpreise 2019

Zeichnungen der Chemie-Nobelpreisträger 2019

Die Chemie-Nobelpreisträger 2019: Goodenough, Whittingham, Yoshino. Zeichnungen von Niklas Elmehed (Nobel Media)

Preisträchtige Patente

Am 10. Dezember wurden in Stockholm die externer Link Nobelpreise für 2019 überreicht. Zwei Umstände waren an der Preisverleihung bemerkenswert: John B. Goodenough, der die Auszeichnung für Chemie erhält, ist mit seinen 97 Jahren der älteste Nobelpreisträger, den es je gegeben hat. Dagegen ist Esther Duflo – die einzige Frau, die für 2019 einen Nobelpreis erhält – die bisher jüngste Preisträgerin in der Kategorie Wirtschaft.

Goodenough, der 1922 in Jena geboren wurde, teilt sich den Preis mit Stanley Whittingham und Akira Yoshino. Die Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften zeichnet die drei für die Entwicklung der Lithium-Ionen-Batterie aus. Dieser leichte, wiederaufladbare und leistungsstarke Akku wird heute in allen Bereichen von Mobiltelefonen über Laptops bis hin zu Elektrofahrzeugen eingesetzt.

Der Weg zum modernen Akku

Bild der Preisverleihung 2018

Bild der Preisverleihung 2018

Stanley Whittingham legte während der Ölkrise in den 1970er Jahren den Grundstein für die Lithium-Ionen-Batterie, als er bei der Erforschung von Supraleitern ein extrem energiereiches Material entdeckte, aus dem er eine innovative Kathode in einer Lithium-Batterie herstellte.

John Goodenough aus Austin, Texas prognostizierte, dass die Kathode noch mehr Potenzial haben würde, wenn sie mit einem Metalloxid anstelle von Metallsulfid hergestellt würde. Nach einer systematischen Suche zeigte er 1980, dass Kobaltoxid mit interkalierten Lithiumionen bis zu vier Volt erzeugen kann. Dies war ein wichtiger Durchbruch auf dem Weg zu leistungsfähigeren Batterien.

Akira Yoshino (Tokio) entwickelte auf dieser Grundlage 1985 die erste kommerziell nutzbare Lithium-Ionen-Batterie – ein leichter, strapazierfähiger Akku, der hunderte Male aufgeladen werden kann. Diese Akkus haben unser Leben revolutioniert, seit sie 1991 auf den Markt kamen.

Erfinderisch bis ins höchste Alter

"Electrochemical cells with a high voltage cathode" (US10446845B2) von J.B Goodenough und weiteren A

"Electrochemical cells with a high voltage cathode" (US10446845B2) von J.B Goodenough und weiteren Autoren

Alle drei sind (Mit-)Autoren von zahlreichen Patenten: Whittingham (New York) meldete 46 Patente an, zuletzt pdf-Datei US020190273257A1 (1,97 MB). Zu Yoshinos Patenten gehört beispielsweise pdf-Datei US020180062207A1 (1,98 MB). Und selbst der hochbetagte Goodenough ist bis heute ein fleißiger Anmelder; zuletzt wurden von ihm pdf-Datei US10381683B2 (1,14 MB), pdf-Datei US20190326629A1 und pdf-Datei US10446845B2 (1,51 MB) eingetragen. 2017 stellte Goodenough ein Konzept für einen neuen Akku vor, der Lithium durch das wesentlich günstigere, besser verfügbare und umweltfreundlichere Natrium ersetzt. Er soll effizienter, sicherer und billiger sein Lithium-Ionen-Akkus.

Der Platz der Erde im Kosmos

Die diesjährigen Physik-Preisträger werden „für ihre Beiträge zum Verständnis der Evolution des Universums und des Platzes der Erde im Kosmos" ausgezeichnet. Eine Hälfte geht an James Peebles (Princeton) "für theoretische Entdeckungen in der physikalischen Kosmologie", die zweite Hälfte des Preisgeldes teilen sich Michel Mayor und Didier Queloz "für die Entdeckung eines Exoplaneten im Orbit eines Solarsterns". Beide arbeiten an der Universität Genf.

Die Zellen und der Sauerstoff

Zeichungen von G. Kaelin Jr, Sir Peter J. Ratcliffe und Gregg L. Semenza

G. Kaelin Jr, Sir Peter J. Ratcliffe und Gregg L. Semenza

Der Nobelpreis für Medizin geht an William G. Kaelin Jr, Sir Peter J. Ratcliffe und Gregg L. Semenza "für ihre Entdeckungen darüber, wie Zellen die Sauerstoffverfügbarkeit wahrnehmen und anpassen". Die Nobelpreisträger identifizierten molekulare Mechanismen, die die Aktivität von Genen als Reaktion auf unterschiedliche Sauerstoffwerte regulieren. So erkannten sie den Mechanismus für einen der wichtigsten Anpassungsprozesse des Lebens. Sie bildeten die Grundlage für unser Verständnis davon, wie sich der Sauerstoffgehalt auf den Zellstoffwechsel und die physiologische Funktion auswirkt. Ihre Entdeckungen haben auch den Weg für vielversprechende neue Strategien zur Bekämpfung von Anämie, Krebs und vielen anderen Krankheiten geebnet.

William G. Kaelin Jr. arbeitet in Harvard. Seine Forschungen schlagen sich auch in der Patentliteratur nieder; zuletzt meldete er bespielweise pdf-Datei US10365278B2 (6,5 MB) oder pdf-Datei WO2018053006A1 (4,73 MB) an. Auch sein Mitpreisträger Sir Peter J. Ratcliffe, der in Oxford lehrt, ist Autor diverser Patente, zuletzt etwa pdf-Datei US8334137B2 (5,94 MB). Ebenso hat sich der dritte im Bunde, Gregg L. Semenza aus Baltimore, seine Forschungsarbeit in verschiedenen Patenten schützen lassen, zum Beispiel in pdf-Datei US20190192452A1 (2,75 MB).

Kampf gegen die Armut

Zeichnung von Esther Dullo

Esther Dullo

Esther Dullo, die gemeinsam mit ihrem Mann Abhijit Banerjee und Michael Kremer den Preis in Wirtschaftswissenschaften erhält, ist erst die zweite weibliche Preisträgerin in dieser Kategorie. Die drei werden "für ihren experimentellen Ansatz zur Linderung der globalen Armut" ausgezeichnet. Ihre Forschung habe „großes Potenzial, das Leben der am stärksten verarmten Menschen auf der Welt weiter zu verbessern“, so die Akademie. Dullo und Banerjee arbeiten am Massachusetts Institute of Technology (MIT), Kremer in Harvard.

Der Friedenspreis geht an den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed Ali "für seine Bemühungen um Frieden und internationale Zusammenarbeit, insbesondere für seine entschlossene Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem benachbarten Eritrea".

Streit um Handke

Während die Preisvergaben in den Naturwissenschaften selten umstritten sind, sorgen die Entscheidungen der Akademie in der Kategorie Literatur häufig für Diskussionen. Dass Olga Tokarczuk den Preis nachträglich für 2018 erhält, stört höchstens einige Ultrakonservative in ihrer polnischen Heimat. Aber die Vergabe des Literaturnobelpreises für 2019 an Peter Handke ("für ein einflussreiches Werk, das mit sprachlichem Einfallsreichtum die Peripherie und die Spezifität der menschlichen Erfahrung erforscht") wird aus politischen Gründen teils heftig kritisiert.

Eines ist jedoch mit Sicherheit kritikwürdig an der Vergabepolitik der Akademie: Der Frauenanteil aller Preisträger seit 1901 beträgt gerade einmal 5,7 Prozent.

Bild: Niklas Elmehed, Nobel Media, Nobel Media AB 2018, Foto Nanaka Adachi, DEPATISnet

Stand: 09.04.2024