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Fünf Fragen an Eva Schewior
„Das zeigt, dass junge Frauen manchmal Vorbilder brauchen, damit sie sich ein Ingenieurstudium zutrauen. Überhaupt müssen wir an unseren Schulen mehr dafür werben, wenn es um die Wahl der sogenannten MINT-Fächer geht.“
Juristin am Puls der Technik
DPMA:Was ist für Sie als "Hüterin der Patente" die größte Erfindung der Menschheit und welches Patent hätten Sie gerne selbst angemeldet?
Eva Schewior:Wie heißt es so schön: Zwei Juristen, drei Meinungen und so werden Sie auch von zehn Fachleuten zehn unterschiedliche Antworten bekommen. War es der Faustkeil? Das Rad? Das Automobil? Der Computer? Ich möchte mich nicht festlegen, weil ich glaube, dass es ungerecht wäre, eine Erfindung hervorzuheben. Man baut ja immer auf dem auf, was es schon gibt. Isaac Newton hat das schöne Bild geprägt, dass man als Forscherin oder Forscher "auf den Schultern von Riesen" sitzt, also nur deshalb einen so guten Blick hat, weil die Vorfahren mit ihren Leistungen und Erkenntnissen einen tragen.
Wenn Sie mich nach der Erfindung fragen, die ich selbst gerne gemacht hätte: Das ist der Buchdruck. Leider war Patentschutz zu Zeiten von Johannes Gutenberg noch nicht in der heutigen Form möglich.
DPMA:Hätten Sie sich statt Ihres Jurastudiums auch eine Karriere als Naturwissenschaftlerin vorstellen können?
Eva Schewior:Ich war in der Schule gar nicht mal so schlecht in Mathematik und Naturwissenschaften, hätte mir dies aber vermutlich nicht zugetraut. Letztlich bin ich dem Vorbild meines Vaters gefolgt, der Jurist war. Meine Nichte hat einen technischen Studiengang gewählt: Humanoide Robotik. Ihr Vater ist Ingenieur. Das zeigt, dass junge Frauen manchmal Vorbilder brauchen, damit sie sich ein Ingenieurstudium zutrauen. Überhaupt müssen wir an unseren Schulen mehr dafür werben, wenn es um die Wahl der sogenannten MINT-Fächer geht.
Technologie hat heute einen noch höheren Stellenwert als vor 30 oder 40 Jahren. Viele Ingenieure sind als Gründer wichtiger Technologiekonzerne Idole unserer Zeit. Für junge Menschen ist es heute noch attraktiver, Ingenieurin oder Ingenieur zu werden. Die großen Herausforderungen der Menschheit wie Energieverbrauch und Klimawandel, die Zukunft der Mobilität, die Digitalisierung und der Erhalt unserer Gesundheit erfordern auch technologische Lösungen. Daher bin ich froh, jetzt am Puls der Technik zu arbeiten. Eine so große Dienstleistungsorganisation für die Wirtschaft, wie sie das DPMA ist, kann sicherlich auch von meinen juristischen und Verwaltungserfahrungen profitieren.
DPMA:Wobei wir jetzt bei den Dienstleistungen des DPMA wären. Eine wesentliche Aufgabe ist die Patentprüfung. Kann diese Arbeit künftig nicht auch eine Patentprüfungs-KI übernehmen?
Eva Schewior:Das bezweifle ich sehr – zumindest auf absehbare Zeit. Künstliche Intelligenz ist aber schon heute ein immens wichtiges Werkzeug zur Unterstützung unserer Prüfung. Wir nutzen KI zum Beispiel, um Patentanmeldungen der richtigen Technikklasse und damit der richtigen Prüfungsstelle zuzuordnen. Die Trefferquoten sind hoch, das ist also eine echte Arbeitserleichterung. Ein sehr leistungsfähiges KI-Tool hilft uns auch bei der Übersetzung asiatischer Patentliteratur ins Englische. Das gibt uns ganz neue Möglichkeiten bei der Suche nach den immer wichtigeren Schriften aus Japan, China und Südkorea.
Im Kernbereich der Prüfung, nämlich bei der Auswahl und materiell-rechtlichen Wertung des beanspruchten Gegenstandes gegenüber dem Stand der Technik, gibt es noch keine Ansätze für die Anwendung von KI. Daher setzen wir natürlich weiterhin darauf, qualifizierte Naturwissenschaftlerinnen und Techniker für die Patentprüfung in München und auch in Jena zu gewinnen. Hier wollen wir auch den Anteil der Frauen in der Patentprüfung weiter erhöhen und freuen uns daher natürlich besonders über Bewerbungen von Elektrotechnikerinnen, Nachrichtentechnikerinnen, Informationstechnologinnen und Physikerinnen. Hier geht es zur Stellenausschreibung. Bewerben Sie sich und kommen Sie zu uns ins DPMA!
DPMA:Da schwingt Begeisterung für die Arbeit im DPMA mit. Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann sagte bei Ihrer Amtseinführung, dass Sie es verstehen, "mit Leidenschaft und Begeisterung andere mitzureißen." Wofür begeistern Sie sich noch?
Eva Schewior:In allen meinen Stationen habe ich versucht, meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Sinnhaftigkeit dessen zu begeistern, was wir tun. Es lohnt sich, sich für unser Gemeinwesen einzusetzen, egal an welcher Stelle und für welche Aufgabe wir gerade zuständig sind – auch wenn uns dieser Beitrag, den wir für das Ganze leisten, gar nicht so bedeutsam vorkommt. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen auf ihre Fähigkeiten vertrauen und selbst Verantwortung übernehmen.
Privat bin ich eine "Leseratte". Meine Präferenzen sind dabei ganz unterschiedlich: Ich mag vor allem klassische und zeitgenössische Literatur. Nach einem langen Arbeitstag zum Abschalten lese ich aber auch mal einen Krimi, wenn er gut geschrieben ist. Da mir außerdem die Arbeit mit jungen Menschen große Freude bereitet, habe ich mich in Berlin neben dem Beruf noch in der Kinder- und Jugendarbeit unserer Pfarrgemeinde engagiert. Ich habe aber wenig Hoffnung, dass ich dieses Engagement in meinem neuen Amt werde fortsetzen können – schon wegen der nicht planbaren Arbeitszeiten. Stress baue ich durch regelmäßiges Laufen ab; dies hat die Coronazeit noch verstärkt.
DPMA:Verraten Sie uns weitere Details über die private Eva Schewior? Und schenkt Ihnen Ihr Mann zum Frauentag Blumen?
Eva Schewior:Ich bin 59 Jahre alt, verheiratet und habe eine Tochter, die Jura studiert. Mein Mann war Richter, ist aber mittlerweile pensioniert und begeistert davon, mit mir nach München zu gehen. Urlaubsmäßig sind wir eher der "Berg-" als der "Strand-" Typ; wir verbringen regelmäßig unsere Sommerurlaube in den Bergen. Mein Mann und ich lieben die Musik und sind auch regelmäßig in Bayreuth oder in Salzburg anzutreffen. Das verbinden wir gerne mit unseren Wanderurlauben. Seit noch nicht allzu langer Zeit haben wir einen Zwergdackel, der jetzt mit meinem Mann das ICE-Fahren zwischen Berlin und München lernt und sich dabei gar nicht so schlecht anstellt.
Das mit den Blumen zum Frauentag ist eigentlich eine schöne Idee. Wichtiger ist und war mir immer, zum Beispiel Care-Arbeit gemeinsam zu leisten. Und da waren und sind mein Mann und ich ein gutes Team.
Stand: 29.11.2024
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