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Ludwig II. von Bayern

Ludwig II.

Ludwig II.: Posthum fertiggestelltes Porträt von Gabriel Schachinger

Der Märchenkönig und die Marken

Ein „ewiges Rätsel“ wollte er bleiben – das ist König Ludwig II. gelungen. Vor allem die Umstände seines Todes im Starnberger See am 13. Juni 1886 werden wohl für immer mysteriös bleiben. Seine Geheimnisse und vor allem seine Schlösser, die heute zu Bayerns größten Touristenattraktionen zählen, machen den „Kini“ unsterblich. Daher ist sein Name auch eine begehrte Marke.

Bei „König Ludwig“ denken heute die meisten an den „Märchenkönig“ Ludwig II. Dabei gab es in Bayern auch noch König Ludwig I., seinen Großvater, der Münchens Stadtbild durch seine Bauten bis heute prägte, und Ludwig III., seinen Cousin, den letzten König des Landes.

Ludwig II. aus dem Hause Wittelsbach, der am 25. August 1845 in Schloss Nymphenburg geboren wurde, kam bereits als Achtzehnjähriger auf den Thron, blutjung, sehr groß (193 cm), gutaussehend - und kaum vorbereitet für die gewaltige Aufgabe. In seine Regierungszeit fielen große Umbrüche: rasante Industrialisierung, blutige Kriege und die Gründung des Deutschen Reiches. Bayerns König musste seine Souveränität nahezu vollständig aufgeben und sich dem preußischen Verwandten als deutschem Kaiser unterordnen.

Rückzug in Traumwelten

DE-Marke 2071744

DE-Marke 2071744

Kein Wunder, dass der empfindsame Ludwig sich am liebsten zurückträumte in eine Zeit, als Monarchen wie Ludwig XIV. von Frankreich (sein glühendes Vorbild) noch absolut und unangefochten herrschten. Der menschenscheue König zog sich immer mehr in eine steingewordene, teure Traumwelt zurück: seine Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee.

Jeglicher Repräsentation verweigerte Ludwig sich, aber die Staatsgeschäfte führte er pflichtbewusst weiter. Zwar war er für die Minister an seinen Rückzugsorten (darunter auch abgelegene Berghütten) nicht immer leicht erreichbar. Auch arbeitete er meist nur nachts. Aber er „funktionierte“. Seine Entmündigung und Absetzung am 8. Juni 1886 wegen angeblicher „unheilbarer Seelengestörtheit“ war daher nichts anderes als ein verbrämter Staatsstreich. Wenige Tage später fand man ihn tot im Starnberger See. Selbstmord, so die offizielle Version. Aber die zahlreichen Ungereimtheiten rund um den Abend des 13. Juni 1886 geben bis heute Rätsel auf.

Ein Nachfahre hält die meisten Ludwig-Marken

DE-Marke 30262431

DE-Marke 30262431

Ludwigs Onkel Luitpold übernahm als Prinzregent die Regierung. Die königliche Familie dürfte aufgeatmet haben: die private Schuldenlast, in die sich Ludwig durch seine Bauwut gestürzt hatte, war immer drückender geworden.

Heute verdient die Familie mit seinem Namen und seinem Mythos Geld. Denn hinter den diversen „König Ludwig“-Marken im Nahrungsmittelbereich steht Luitpold, Prinz von Bayern, ein Nachkomme des Prinzregenten. Seine „König Ludwig International GmbH & Co. KG“ hält diverse „König Ludwig“-Markenrechte, etwa für die Biere aus der Brauerei Kaltenberg (bekannt auch für ihre Ritterfestspiele): DE 1028253 („LUDWIG KÖNIG VON BAYERN“, seit 1981; für Bier), DE 1041749 oder 1179497 und 1098607 für Spirituosen. Am bekanntesten ist wohl das „König Ludwig Dunkel“ (DE 1061438, 2022179).

In Ludwigs Namen: Bier, Kaffee und Pasteten

DE-Marke 30201583

DE-Marke 30201583

Die Wortmarke „König Ludwig“ hat sich diese Gesellschaft auch für zahlreiche weitere Nizza-Klassen als Wortmarke eintragen lassen (u.a. DE 395465591, 396127061 oder 399157654). Auch entsprechende Wort-Bild-Marken sind registriert (z.B. DE 302624317, 305783084). „Ludwig II.“ kam als Wortmarke 1999 für viele Nizza-Klassen dazu (DE 399157662).

Mittels anderer Gesellschaften kontrolliert der Wittelsbacher weitere Marken, die sich auf seinen berühmten Vorfahren beziehen: Die älteste ist die Wortmarke „König Ludwig“ (DE 38004), die bereits 1899 für Kaffee und Tee (Nizza-Klasse 30) angemeldet wurde. Eine entsprechende Wort-Bild-Marke kam 1909 dazu (DE 130358). Inhaber ist die „Schloss Kaltenberg Königliche Holding und Lizenz KG“. Diese hat auch bereits 1972 „König-Ludwig-Pasteten“ als Marke angemeldet (DE 897392, 2071744). Außerdem hat sie die Wort-Bild-Marke DE 3020090259658 eintragen lassen.

Senf, Sekt, Musical

Zu den wenigen Ludwig-Lebensmittel-Marken, die von anderen Unternehmen gehalten werden, gehören etwa der „Hausmacher Senf-König Ludwig“ des ehemaligen Hoflieferanten Develey (DE 957730) oder die Schaumwein-Marke „König Ludwig II.“ der Sektkellerei Nymphenburg (DE 958790, auch 302015833, 3020080314842, EM 000017632).

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Würzburg hat eine Wort-Bild-Marke für einen „Geburtstagswein König Ludwig II.“ eingetragen (DE 395305004). Außerdem gibt es die Wort-Bild-Marke 3020110137013 für ein Ludwig-Musical.

Umkämpftes Neuschwanstein

Wort-Bild-Marke "Neuschwanstein" (Ausschnitt), 39953792

Wort-Bild-Marke "Neuschwanstein" 39953792 (Ausschnitt), angemeldet vom Freistaat Bayern

Begehrlichkeiten wecken auch die weltberühmten Namen von Ludwigs Schlössern, besonders Neuschwanstein. Diese Marke ist seit Jahren umkämpft zwischen dem Freistaat Bayern und kommerziellen Anbietern.
Der Freistaat hat sich die Marke „Neuschwanstein“ seit 1999 mehrfach schützen lassen, und zwar sowohl als deutsche Wort-Marke (39904763, 30544198) und Wort-Bild-Marke (39953792, 30303175) als auch später als Unionsmarke (003267945, 10144392, 015922529).

Diese Markeneintragungen waren jedoch durchaus umstritten; zum Großteil wurden sie auch nur für einen Teil der ursprünglich beanspruchten Waren und Dienstleistungen registriert.
Der "Bundesverband Souvenir – Geschenke – Ehrenpreise e. V." ging gegen den Markenschutz des Wortes „Neuschwanstein“ vor und klagte auf Löschung der 2011 eingetragenen Unions-Wortmarke 010144392. Er argumentierte u.a., dass Neuschwanstein eine geografische Herkunft und daher nicht markenrechtlich schutzfähig sei.

Der Freistaat hatte die Marke in diversen Nizza-Klassen (u.a. Parfüm, Schmuck, Instrumente, Schreibwaren, Taschen, Schönheitspflege, Getränke, Versicherungen, Raucherbedarf, Spielzeug) angemeldet, um „Missbrauch und Verunglimpfung vom bedeutenden Kulturdenkmal Neuschwanstein sowie dessen kommerzielle Ausbeutung abzuwenden“. Der jahrelange Rechtsstreit endete vorläufig mit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs: die Klage des Souvenir-Verbandes wurde abgewiesen (externer Link EUGH-Urteil vom 6.9.2018); die Marke blieb eingetragen. Aber die Auseinandersetzungen um die Marke Neuschwanstein gingen weiter, denn die Rechtslage bleibt schwierig. Die Unionsmarke 010144392 wurde mittlerweile wegen Nichtbenutzung (Verfall) gelöscht.

Käse und Körperpflege

DE-Marke 302011013701

DE-Marke 302011013701

Eine Neuschwanstein-Wort-Bild-Marke hatte bereits 1950 eine Käserei aus dem Allgäu eintragen lassen (DE 627845 für Nizza-Klasse 29). Außerdem existiert eine gültige „Schloss Neuschwanstein“-Marke für Mittel zur Körper- und Schönheitspflege (DE 398424357).

„Herrenchiemsee“ hat der Freistaat sich erst 2018 als Wortmarke für einige Nizza-Klassen gesichert (EM 017993359). Deutlich älter ist „Schloss Herrenchiemsee“, 1964 angemeldet von einer Weingroßhandlung (DE 805906).

„Schloss Linderhof“ hat sich eine Supermarkt-Kette als Wortmarke für Schaumweine schützen lassen (DE 788743 seit 1963; auch EM 00523879). „Linderhof“ ist dagegen wieder eine Wortmarke des Freistaats (DE 303351500, EM 017993357).

Königlicher Technik-Pionier

DE-Marke 302008031484 (Ausschnitt)

DE-Marke 302008031484 (Ausschnitt). Ludwig bevorzugte übrigens süße Liköre.

Ludwig II., Bayerns unglücklicher Märchenkönig, ist nicht zuletzt aufgrund dieser Marken immer noch sehr präsent. Zu Ludwigs Regierungszeit wurde übrigens das Kaiserliche Patentamt, Vorgänger des DPMA, gegründet (1877). Der König trieb für die Erschaffung seiner künstlichen Welten die Technik seinerzeit unerhört voran: Sein Neo-Rokoko-Prunkschlitten gilt als eines der weltweit ersten Fahrzeuge mit elektrischer Beleuchtung.

Seine „Venus-Grotte“ in Schloss Linderhof besaß eines der ersten Elektrizitätswerke und eine damals hypermoderne Beleuchtungsanlage sowie eine Wellenmaschine. Weil der König darin das Licht der Blauen Grotte von Capri nachempfunden haben wollte, entwickelte die Firma BASF in seinem Auftrag ein „Verfahren zur Darstellung von künstlichem Indigo“, für das sie 1882 ein Patent erhielt ( pdf-Datei DE21592).

Aber Ludwig und die Technik – das ist eine eigene Geschichte, die wir ein anderes Mal aufgreifen wollen.

Text: Dr. Jan Björn Potthast / Bilder: Gabriel Schachinger / Public domain via Wikimedia Commons, DPMAregister

Stand: 09.04.2024