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Bügellift

Der Bolgenlift in Davos - erster Bügellift der Welt

Der Bolgenlift in Davos - erster Bügellift der Welt

Die Erfindung, die Wintersportler ganz nach oben bringt

Winterzeit! Viele zieht es jetzt wieder in die Berge zum Skifahren. Aber dieses Wintervergnügen wäre wohl nie eine Massensportart geworden, wenn es nicht einige entscheidende Erfindungen gegeben hätte. Nämlich solche, die Skifahrer den Berg hinauf bringen! 1934 nahm der erste Bügel-Skilift seinen Betrieb in Davos auf.

Skifahren war bis dahin eine deutlich mühsamere, weit sportlichere Angelegenheit gewesen. Wollte man einen Berg auf Skiern runtersausen, musste man zuvor erst einmal hinauflaufen. Die Skilehrer im schweizerischen Davos rechneten sich damals aus, dass ihre Schüler pro Unterrichtsstunde gerade einmal sechs Minuten mit Skifahren verbrachten. Den Rest der Zeit waren sie damit beschäftigt, den Berg wieder hoch zu stapfen. Was tun?

Mit Wasserkraft auf den Schlittenhügel

Zeichnung aus CH44626

Das erste Patent für einen Lift für Wintersportler von Robert Winterhalde aus dem Schwarzwald (CH44626)

Es gab seinerzeit schon länger Ansätze, Wintersportler maschinell auf die Berge heraufzuziehen. Der erste „Skilift“ der Welt wurde bereits am 14. Februar 1908 in Betrieb genommen, und zwar in Schollach bei Eisenbach im Schwarzwald. Robert Winterhalde, Wirt des „Schneckenhofs“, wollte es seinen Gästen leichter machen und installierte an seinem Schlittenhügel ein Zugseil, das er über ein Mühlrad mit Wasserkraft betrieb. Es war etwa 280 Meter lang und überwand mit fünf Holzstützen eine Höhe von 32 Metern. Die Gäste konnten sich mithilfe von speziellen Zangen mit Hebelarmen daran festklammern.

Winterhalde nannte seinen Lift „Transporteinrichtung zum Ermöglichen des Bergaufwärtsfahrens mit Schlitten und Schneeschuhen“ und meldete ihn im gleichen Jahr zum Patent an ( pdf-Datei CH44626A, auch FR392360A). Im Ersten Weltkrieg wurde der Lift abgebaut, aber die Mühle steht bis heute.

1908 wurde am Bödele in Vorarlberg ebenfalls eine liftartige Aufstiegshilfe in Betrieb genommen. Dabei handelte es sich im Prinzip um eine motorgetriebene Seilwinde, die einen Schlitten bergauf zog. Vorrichtungen dieser Art blieben besonders in der Schweiz noch einige Jahrzehnte in Gebrauch.

Durchbruch in Davos

Zeichnung aus CH147025A

„Schleppseilbahn mit Seilgehängen für Skiläufer“ von Ernst Gustav Constam, das Patent zum ersten Bügellift (CH147025A)

Beide Konzepte setzen sich letztlich nicht durch. In Davos tüftelte deshalb ein skibegeisterter Ingenieur an einem effizienten, leicht benutzbaren Transportgerät. Ernst Gustav Constam (1888-1965) aus Zürich meldete 1930 eine „Schleppseilbahn mit Seilgehängen für Skiläufer“ zum Patent an ( pdf-Datei CH147025A). Es dauerte jedoch noch vier Jahre, bis sein Lift tatsächlich gebaut wurde. Der Hotelier Leonhard Fopp finanziert den Bau der Anlage durch die Leipziger Seilbahn-Fabrik Adolf Bleichert & Co auf seinem Hang am Bolgen in Davos. Am 23. Dezember 1934 wurde der Lift erstmals getestet, am nächsten Tag eröffnete er den Betrieb.

Der Bolgen-Lift, der erste Bügellift der Welt, war 270 Meter lang, überwand mit fünf Stützen eine Höhendifferenz von 60 Metern und wurde von einem 24 PS starken Elektromotor angetrieben. Seine Bügel waren allerdings J-förmig und dienten nur zum Transport von Einzelpersonen.

Entscheidende Verbesserung

Historisches Foto

Die Urform des Liftes am Bögelhang mit J-Bügeln und Bobbahn-artiger Lifttrasse

Nach der erfolgreichen ersten Skisaison machte der Skilehrer Jack Ettinger den Verbesserungsvorschlag, die J-Bügel durch T- oder Anker-förmige Bügel zu ersetzen, die zwei Personen gleichzeitig transportieren konnten. Constam setzte diesen Vorschlag sofort in die Tat um. So erhielt der Bügellift seine bis heute übliche Form.

Es gab im Laufe der Zeit noch etliche weitere Ideen zu Schleppliften, etwa den Skilift mit einer keulenartigen Haltevorrichtung ( pdf-Datei CH200226A, 1938), den „Slalom-Skilift“ ( pdf-Datei DE2117782A, 1971), einen leicht abbaubaren Skilift ( pdf-Datei DE3033601C2, 1986) oder den „Rucksack mit Skilift“ ( pdf-Datei DE19600065A1, 1996). Aber letztlich hatte der T-Lift am Bolgen den unverändert gültigen Standard gesetzt.

Der Schlepplift verschwindet allmählich

Fotos eines alten Schleppliftes

Schlepplift mit Dieselantrieb aus den 1970er Jahren am Hohen Zinken in der Steiermark

Ernst Gustav Constam erhielt bald Aufträge für viele weitere Lifte in der Schweiz und im Alpenraum. 1940 ging er in die USA, wo er 80 Lifte gebaut haben soll. Constam meldete noch weitere Patente rund um Seilbahnen an, darunter das „Verfahren zum Betrieb einer Luftseilbahn für den Personentransport“ ( pdf-Datei CH 221789). Darin begründete er das Prinzip des Ski-Sesselliftes. Dieses ist bis heute weitgehend gleich geblieben, wird aber im Detail kontinuierlich weiterentwickelt (siehe z.B. pdf-Datei DE202008002698U1 (0,97 MB) – „Skilift mit Förderboden“ von 2008, oder pdf-Datei WO002017005932A1 – „Sessel für einen Sessellift“ von 2017).

Heute ist der Bügellift (genau wie der „weiße“ Winter selbst) hierzulande eine bedrohte Art: fast überall an den Pisten hat ihn der komfortablere und effektivere Sessellift verdrängt. Schlepplifte findet man in den Skigebieten der Alpen fast nur noch an flachen Übungshängen oder als kurze Verbindungslifte. Aber noch immer lernt praktisch jeder Anfänger das Skifahren zunächst an einem Schlepplift, genau wie damals in Davos.

Bilder: www.davos.ch, DEPATISnet, Herzi Pinki (CC BY-SA 4 0 via Wikimedia Commons)

Stand: 29.01.2024