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50 Jahre Mobiltelefon
Martin Cooper mit historischem Prototyp und zeitgenössischem Mobiltelefon bei der Verleihung des Prinz-von-Asturien-Preises 2009
Kommunikationsrevolution mit langem Vorlauf
Es gibt nur wenige Erfindungen, die das Leben der Menschen wirklich nachhaltig verändert haben. Abgesehen vom Internet hat wohl nichts in den letzten Jahrzehnten Kommunikation, Sozialverhalten, Arbeitswelt und Freizeitgestaltung der Menschheit so grundlegend beeinflusst wie das Mobiltelefon.
Jetzt ist es 50 Jahre her, dass das erste Gespräch mit einem Mobiltelefon geführt wurde. Und etwa 40 Jahre, seit das erste Mobiltelefon auf den Markt kam. Beide Ereignisse sind untrennbar verknüpft mit Martin Cooper.
Ein "Knochen" schreibt Technikgeschichte
Martin Cooper beim allerersten Gespräch mit einem Mobiltelefon 1973
Der 1928 in Chicago geborene Ingenieur leitete mit Chefdesigner Rudy Krolopp ein Entwicklerteam der Firma Motorola, das den ersten Prototypen eines Mobiltelefons herstellte. Bereits seit 1946 war in den USA mobiles Telefonieren möglich – im Auto. Diese Geräte waren sehr groß und nicht viel billiger als der Wagen; Gespräche wurden handvermittelt. Viel später gab es dann auch Autotelefone, die man im Prinzip mitnehmen konnte - falls man stark genug war, einen kiloschweren Apparat von der Größe eines Handkoffers mit Antenne und Hörer mitzuschleppen. Von einem echten Mobiltelefon waren diese Geräte meilenweit entfernt.
Am 3. April 1973 aber stand Martin Cooper auf der 6th Avenue in New York und tat als erster Mensch etwas, was heute Milliarden Menschen täglich mehrfach machen: Er telefonierte mit einem Handy.
Der erste Mensch, der einen Anruf von einem Mobiltelefon erhielt, dürfte sich darüber jedoch nicht besonders gefreut haben: Cooper rief nämlich seinen Kollegen Joel Engel vom konkurrierenden Unternehmen Bell Labs an, dem somit schlagartig demonstriert wurde, wer technisch die Nase vorn hatte.
Der lange Weg vom Patent zum Markt
Patentschrift "Radio telephone system" (US 3906166A)
Am 17. Oktober 1973 meldeten Cooper und sein Team ihre Entwicklung als "Radio telephone system" in den USA zum Patent an. Erteilt wurde es am 16. September 1975 ( US 3906166A (1,74 MB)). Die Anmeldung in Deutschland erfolgte am 28. Dezember 1973 unter dem Titel "Funk-Telefon-Anordnung mit einer Zentralstation und einer Mehrzahl von beweglichen Telefon-Teilnehmer-Stationen" ( DE 2365043 B2 (1,3 MB)). Eine gewaltige Anmeldezahl an Patenten, Marken und Designs rund um das mobile Telefonieren sollte in den nächsten Jahrzehnten folgen. Ein Ende ist nicht absehbar, wie ein Blick in die Datenbanken des DPMA zeigt.
Es sollte nach Coopers erstem Telefonat mit dem Prototyp jedoch noch zehn Jahre dauern, bis das erste Mobiltelefon in den USA auf den Markt kam. Das lag aber weniger an den Firmen (Motorola investierte indes noch viele Millionen in die Optimierung des ersten Handys) als vielmehr an der Federal Communications Commission (FCC), die erst 1983 die Frequenzenfrage regelte.
Am 21. September 1983 erhielt schließlich das erste kommerzielle Mobiltelefon seine Zulassung von der FCC. Es war das DynaTAC 8000X von Motorola: 800 Gramm schwer, 33 Zentimeter lang, fast 4000 Dollar teuer. 30 Telefonnummern waren speicherbar. Sprechen konnte man damit eine knappe Stunde, das Laden dauerte zehn. Dennoch verkaufte sich das knochenförmige Gerät gut.
… und der noch längere Weg zum Massenprodukt
Motorola DynaTAK 8000X (1983)
Es dauerte aber noch mehr als ein weiteres Jahrzehnt, bis Mobiltelefone nach der Einführung flächendeckender digitaler Mobilfunknetze ein Massenprodukt wurden – klein, leistungsfähig, günstig. Revolutionen gehen eben manchmal sehr langsam vorwärts. Aber spätestens als die Mobiltelefone "smart" und internetfähig wurden, war die Kommunikationsrevolution der Postmoderne endgültig perfekt.
In Deutschland gibt es derzeit rund 62,6 Millionen Smartphone-Nutzer (laut Statista). 2021 verfügten 97.6 % der deutschen Haushalte über (mindestens) ein Mobiltelefon (laut Statistischem Bundesamt).
Weltweit gibt es derzeit rund 8 Milliarden Mobilfunkanschlüsse.
Text: Dr. Jan Björn Potthast, Bilder: Prinz-von-Asturien-Stiftung FPA, Martin Cooper, Motorola
Stand: 24.09.2024
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