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Women in IP - Rostock
Das Rostocker Patent- und Normenzentrum - erste Anlaufstelle für Gründerinnen in M-V
Was wohl niemand vermutet - Mecklenburg-Vorpommern ist das Land der Gründerinnen. In keinem Bundesland ist der Anteil von weiblichen Start-ups höher als in M-V. Das zeigt eine Auswertung des Ifo-Institutes zu Handelsregister-Eintragungen aus dem Jahr 2021. In Mecklenburg-Vorpommern wurden 21,3 Prozent aller Start-ups von Frauen gegründet. In Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Bremen waren es hingegen unter 15 Prozent (Die Zeit 11/23).
Für Gründerinnen und Gründer ist das an der Universitätsbibliothek Rostock angesiedelte Patent- und Normenzentrum (PNZ) die erste Anlaufstelle für die Beratung rund um Patente, Marken und Co. Seit mehr als 30 Jahren unterstützen wir alle Interessierten, nicht nur Angehörige und Studierende der Hochschulen in M-V, mit Recherchen und Schulungen zu gewerblichen Schutzrechten. Für die Forschung sind wir eine Wissensquelle bei Projekten und für die Unternehmen eine wichtige Hilfe im Wettbewerb.
Wir vermitteln Informationskompetenz und zeigen, wie kostenfreie Datenbanken des DPMA genutzt werden können. Gemeinsam mit unseren Nutzer:innen loten wir aus, wie sie ihr Potential an geistigem Eigentum am geschicktesten einsetzen können. Am Ende dieser Beratung kann bereits die Entwicklung einer IP-Strategie stehen. Daneben gibt es in Zusammenarbeit mit der Patentanwaltskammer die kostenfreie Erstberatung durch die regionale Patentanwaltschaft. Zudem ist das PNZ Rostock der einzige Normen-Infopoint des Landes M-V. Hier kann das aktuelle DIN-Normenwerk von allen Interessierten kostenlos eingesehen werden.
Nach "Ata" kommt "Beeta" - nachhaltig reinigen
Zu DDR-Zeiten leitete Ilona Parsch einen Dorfkonsum. Nach der Wende war sie froh, eine Stelle als Reinigungskraft in der Region zu bekommen. Als die Reinigungsfirma den Standort wieder schließen wollte, gründete Ilona Parsch ihr eigenes Unternehmen und machte - neben Job und Kindererziehung - auch noch ihren Meister. Ein Problem gab es jedoch: Sie und ihre Mitarbeiterinnen reagierten zunehmend allergisch auf die aggressiven chemischen Reiniger.
So fing sie an, sich über säurehaltige Pflanzen zu informieren und nach organisch produzierter Oxalsäure - ohne Chlor und andere Giftstoffe - zu suchen. Hier kamen Rhabarber, Zuckerrübe und Rote Bete infrage. Rhabarber verwarf sie schnell, denn der war bereits, laut einer Patentrecherche im Patentinformationszentrum Rostock, minimal in einem Reiniger der Firma Henkel enthalten. Bei Versuchen mit Zuckerrüben entstand eine schwarze Brühe - die wäre unverkäuflich gewesen. Dagegen war die Rote Bete ein Volltreffer: Ilona Parsch entwickelte in der heimischen Küche ein schonendes natürliches Reinigungsmittel und nannte es "Beeta". Der Name kommt nicht von der roten Powerrübe, sondern ist eine Anspielung auf das in der DDR bekannte Scheuermittel "Ata". Denn nach "Ata" kommt "Beeta".
Ihr Sohn Thomas Parsch, studierter Wirtschaftsingenieur für Reinigungs- und Hygienetechnik, entwickelte und optimierte die Rezepturen aus Roter Bete an der Universität Rostock gemeinsam in einem Forschungsprojekt weiter und gründete sich danach mit einem eigenen Unternehmen aus. Ihr Sohn Hannes Parsch machte in der Zwischenzeit seinen Meister im Gebäudereinigerhandwerk.
Die Gebäudereinigungsfirma übergibt Ilona Parsch im Zuge der Nachfolgeregelung im September 2021 an die Söhne Thomas und Hannes Parsch. Ilona Parsch ist weiterhin fasziniert von der Reinigungskraft der roten Knolle und gibt ihr Wissen heute in Schulen weiter.
Angemeldete Schutzrechte
- unter anderem Patent EP 1288285 B1 "Wässriges Reinigungsmittel aus einem Naturprodukt" (durch Zeitablauf erloschen)
- Marken DE 303358831 und DE 3020162126527 "Beeta"
Mehr Hoffnung auf heilende Therapien für Nierenerkrankungen
In Europa haben bereits zehn Prozent der Erwachsenen eine chronische Nierenerkrankung, weltweit leiden bis zu 17 Prozent der Bevölkerung an Nierenerkrankungen. Da es bisher keine heilende Therapie gibt, steht am Ende häufig das Organversagen, das nur durch eine lebenslange Dialyse oder eine Transplantation kompensiert werden kann. Eine Ausgründung der Universität und der Universitätsmedizin Greifswald will das ändern: Im Jahr 2017 veröffentlichten Prof. Dr. Nicole Endlich und Dr. Florian Siegerist das sogenannte "PEMP-Verfahren", das von der Universität Greifswald international unter anderem in Europa, den USA, Japan und Korea zum Patent angemeldet wurde. Außerdem wurde das Verfahren bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Bei der PEMP (Podocyte Exact Morphology Measurement Procedure) kann man mittels 3D-strukturierter Lichtmikroskopie kleinste Veränderungen in der Niere quantitativ und schneller als bisher feststellen. In der Forschung kann dies maßgeblich zur Entwicklung von Medikamenten gegen Nierenerkrankungen beitragen.
Um das Verfahren auf dem Markt zu etablieren, gründete Professorin Endlich zusammen mit ihrem Sohn Tim im September 2019 die "NIPOKA GmbH" als Ausgründung der Universität Greifswald. Die Hochschule unterstützt innovative Ausgründungen ihrer Hochschulerfinderinnen und -erfinder durch die Bereitstellung von Schutzrechten.
Angemeldete Schutzrechte
- unter anderem EP 3396380 B1 "Diagnosewerkzeug zur Bestimmung des Verlustes von Podozyten-Fussfortsätzen"
- DE 102015102445 B3 "Verfahren und Testkit zur Analyse potentieller Wirkstoffe für die Behandlung von Nierenerkrankungen"
Von MV aus die Versicherungsbranche revolutionieren
Warum müssen Versicherungen immer so kompliziert sein? Mit dieser Frage und einem zufälligen Treffen bei den Wirtschaftsjunioren im Jahre 2015 begann die Geschichte von "hepster". Dort traf Hanna Bachmann auf ihre beiden Mitgründer Christian und Alexander, die schon viele Jahre als Unternehmer in der Versicherungsbranche tätig gewesen sind. Zu diesem Zeitpunkt war die Idee des situativen Versicherungsschutzes schon geboren.
Entscheidend für den Erfolg des Unternehmens war auch die Unterstützung für Start-ups in Mecklenburg-Vorpommern: Das erste Geld und damit die externe Validierung von Idee und initialem Business-Plan kam dann von der "Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern (MBMV)". Zu einem Zeitpunkt, als am Markt von der Digitalisierung der Versicherungsbranche noch keine Rede sein konnte, investierte die MBMV einen mittleren sechsstelligen Betrag in "hepster". Heute arbeitet das Start-up mit Unternehmen aller Branchen zusammen, die bedarfsorientierte und individuelle Versicherungen anbieten. Mittlerweile besteht das "hepster"-Team aus über 100 Mitarbeitenden aus 13 Nationen.
Angemeldete Schutzrechte
- Marken DE3020162235237, EM 018721930, EM018740674, EM 015757388, EM 018923946 "Hepster"
Alle Schutzrechtsdokumente können Sie in DPMAregister einsehen.
Stand: 29.11.2024
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