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Steven Spielbergs 75. Geburtstag
"Switching device" (WO2000048879A1) von Steven Spielberg
Aliens, Haie und Patente
Er ist wahrscheinlich der bekannteste Filmregisseur der Welt: Steven Allan Spielberg, geboren am 18. Dezember 1946 in Cincinnati. Er gilt als der kommerziell erfolgreichste Regisseur und Produzent, hat aber auch zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter drei Oscars (zwei für die beste Regie). Und er ist einer der wenigen Regisseure, der Patente angemeldet hat.
Bereits als Teenager drehte Spielberg daheim Filme; später studierte er Filmwissenschaften an der California State University in Long Beach. Sein Kurzfilm "Amblin" beeindruckte 1969 einen Studioboss derart, dass Spielberg der jüngste Regisseur wurde, der je von einem der großen Hollywood-Studios einen langfristigen Vertrag erhielt.
Er arbeitete zunächst fürs Fernsehen und drehte unter anderem Folgen von „Columbo“. Sein Film „Duell“ begeisterte 1971 Fernsehpublikum und Kritiker. Bald durfte er seinen ersten Kinofilm herausbringen ("Sugarland Express", 1974). Dann folgte ein Werk, das das moderne Blockbuster-Kino begründete, der bis dahin kommerziell erfolgreichste Film wurde und bis heute ganz vorne in allen Bestenlisten für Action- oder Gruselfilme auftaucht: „Jaws“ („Der Weiße Hai“).
Hollywoods Goldjunge
Beim Dreh wäre Spielberg fast ertrunken oder von Booten zerquetscht worden; auch wurde die vorgesehene Drehzeit erheblich überzogen. Aber „Jaws“ (übrigens seit 1975 eine deutsche Wortmarke 1040716 der Universal Studios für Spielzeug etc.) brach alle Rekorde und begeisterte Zuschauer und Kritiker - und verdarb vielen das Baden im Meer... Selbst Altmeister Alfred Hitchcock lobte den jungen Spielberg. Der galt fortan als Hollywood-Wunderkind und Mann mit dem „Midas-Touch“: fast alles, was er als Regisseur oder Produzent anpackte, wurde zu Kassengold.
In den frühen 1980er Jahren landete Spielberg unter anderem mit den „Indiana Jones“-Filmen (Wortmarke DE 1033008) und „ET. Der Außerirdische" (deutsche Wortmarke 1067475 der Universal Studios seit 1982) einen Abräumer nach dem nächsten. Aber er galt als Popcorn-Kino-Spezialist; selbst anspruchsvollere Filme wie "Die Farbe Lila" brachten ihm noch nicht die Anerkennung als ernsthafter Künstler.
Ernster Erfolg
Das änderte sich erst 1993. In dem Jahr brachte Spielberg zwei einzigartige Filme heraus, die gegensätzlicher nicht sein konnten: „Jurassic Park“ mit seiner bahnbrechenden Tricktechnik (noch heute wirken die Dinos verblüffend echt), der immer noch zu den kommerziell erfolgreichsten Streifen aller Zeiten zählt. Und „Schindlers Liste“, ein markerschütterndes Holocaust-Drama, gedreht in Schwarz-Weiß.
Zehn Jahre hatte Spielberg das Projekt vor sich hergeschoben, weil er sich noch nicht reif dafür fühlte. Jetzt erhielt er dafür endlich die ersehnte künstlerische Anerkennung und den Regie-Oscar. Auch für seine persönliche Entwicklung war der Film ein Meilenstein: er besann sich wieder stärker auf seine familiären Wurzeln, seinen jüdischen Glauben und begründete die Shoah-Stiftung, ein bedeutendes „Oral history“-Projekt. Es sammelt Berichte von Holocaust-Überlebenden, dokumentiert aber auch andere Genozide, um „durch Zeugenaussagen Empathie, Verständnis und Respekt zu fördern“.
Von nun an drehte Spielberg ebenso erfolgreich ernste Filme („Der Soldat James Ryan“, das nicht unumstrittene „München“ oder „Lincoln“), leichtfüßige Komödien („Catch me if you can“) oder Science-Fiction-Reißer („Krieg der Welten“, „Minority Report“).
Patentierte Kamerafahrten
In seinem Durchbruch „Der weiße Hai“ beeindruckte Spielberg die Cineasten mit ungewöhnlichen Kameraperspektiven. Rasante Kamerafahrten wie etwa in „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ tüftelte Spielberg in einer intensiven Auseinandersetzung mit technischen Gegebenheiten aus, die dazu führten, dass er später selbst Patente in diesem Gebiet anmeldete: „Switcher truck and sled“ ist eine Erfindung, die es einer „Dolly“, also einem Kamera-Schlitten, ermöglicht, bei Kamerafahrten auf verlegten Schienen die Spuren ruckelfrei zu wechseln oder abzubiegen ( US20030075070A1).
Die Möglichkeit, bei einer Kamerafahrt im rechten Winkel abzubiegen, sicherte er sich zunächst als Design-Patent unter dem Titel „Dolly track switch“ ( US401951S). In erweiterter Form meldete Spielberg diese Idee als „Switching device“ per PCT international an ( WO2000048879A1).
Nützliches für Drehbuchautoren
EM009921248
Drehbücher für Filme – auch davon schrieb Spielberg einige – gehen oft durch viele Hände, ehe sie ihre endgültige Fassung erhalten. Ein gleichzeitiges freies Bearbeiten von den verschiedensten Standorten und Gegebenheiten aus ist kompliziert. 2002 meldete Spielberg daher „Method and apparatus for annotating documents“ zum Patent an ( US20020129057A1 (1,77 MB)). Er entwickelte darin ein intuitiv steuerbares, multimedial zugängliches, dezentrales Textverarbeitungssystem, das beispielsweise auch gesprochene Anmerkungen oder Änderungen verarbeiten kann.
Der Benutzer könne, heißt es in der Anmeldung, zum Beispiel im Auto mit der Bearbeitung des Dokuments beginnen, später über ein Mobiltelefon fortsetzen und sie dann von zu Hause aus über eine normale Telefonleitung beenden. Mit der Anmeldung US20140365860A1 (2,68 MB) baute er diese Idee 2014 noch weiter aus.
Mit Streaming (zurück) in Zukunft?
Fliegendes Lastenfahrrad mit Alien: Das Logo von Spielbergs Produktionsfirma Amblin Entertainment (014917637)
1994 gründete Spielberg das Filmstudio DreamWorks, das 2006 verkauft wurde. Bereits 1984 hatte er seine eigene Produktionsgesellschaft gegründet, die Amblin Entertainment. Mit ihr war er an Hits wie "Gremlins", der "Zurück in die Zukunft"-Trilogie, "Falsches Spiel mit Roger Rabbit", "Feivel, der Mauswanderer", "Twister", der „Men in Black“-Reihe oder "Flags of Our Fathers" beteiligt.
Amblin schloss kürzlich einen Vertrag mit Netflix. Gut möglich, dass der König des Blockbuster-Kinos demnächst persönlich an Filmen für den Streaming-Dienst beteiligt sein wird. An den Altersruhestand denkt der Jubilar jedenfalls offenbar nicht: So sind etwa ein fünfter „Indiana Jones“-Teil und ein Film über seine eigene Kindheit („The Fabelmans“) in Arbeit.
Spielberg wird auch den nächsten Teil der Dino-Saga produzieren, der im Sommer 2022 in die Kinos kommen soll: „Jurassic World: Dominion“. Der Titel ist bereits als Wortmarke geschützt (EM018305191). Aktuell ist außerdem Spielbergs Neuverfilmung des Musical-Klassikers „West Side Story“ im Kino zu sehen.
Text: Dr. Jan Björn Potthast; Bilder: DEPATISnet, DPMAregister
Stand: 11.09.2024
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