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Walter Gropius 140. Geburtstag
Bauhausgebäude von Südwesten, Walter Gropius, Dessau
Kunst trifft Technik
Er hätte am 18. Mai seinen 140. Geburtstag gefeiert: Walter Gropius, Deutscher Architekt und Bauhaus-Gründer gilt weltweit als bedeutender Denker, Gestalter und Pionier der Moderne. Dies ist Anlass für uns, an sein Wirken rund um das Bauhaus zu erinnern.
Zurück zum Handwerk
Seinen Ursprung fand das Bauhaus in der Kunsthochschule "Staatliches Bauhaus" in Weimar, die im April 1919 von Walter Gropius gegründet wurde. Schon früh stellte sich heraus, dass Gropius keinesfalls vorhatte, sich in die Reihe herkömmlicher Kunsthochschulen einzufügen. Sein Ziel war es, die in Vergessenheit geratene Verbindung von Kunst und Handwerk wiederzubeleben. "Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück", so Gropius. Als Vorbild diente Gropius die mittelalterliche Bauhütte, die für den gothischen Kathedralenbau sämtliche bildenden Künste unter einem Dach und einer Idee vereinte. Dieses Bild führte auch zu dem Namen "Bauhaus".
Walter Gropius um 1919
Patentierte Kunst, aber keine Marke?
Gekennzeichnet ist der Bauhaus-Stil durch seine sachliche Formgebung und den wirtschaftlich-industriellen Ansatz. Am Bauhaus sollten massentaugliche Alltagsgegenstände geschaffen werden.
In der Öffentlichkeit präsentierte sich das Bauhaus juristisch professionell. Die Bauhausausstellung von 1923 wurde von "Verkaufsbedingungen für die ausgestellten Werkstättenerzeugnisse und Bilder" begleitet, in denen sich der Hinweis befand, dass "Formen und Muster im Eigentum des staatlichen Bauhauses" standen und mit dem Kauf der Ausstellungsstücke keinesfalls die Befugnis verbunden war, diese als "Modelle zur Vervielfältigung" benutzen zu dürfen. Seit März 1922 trugen zudem alle Erzeugnisse des Bauhauses den "von der Regierung anerkannten Bauhausstempel". Der Schritt zur Marke schien nicht mehr weit, erstaunlicherweise wurde der Stempel erst Jahrzehnte später, im Juli 1974, vom Bauhaus Archiv als Marke angemeldet. Auch von den anderen Möglichkeiten des Immaterialgüterschutzes machte das Bauhaus in seinen Anfängen in Weimar nur wenig Gebrauch.
eingetragene Marke 922652, Bauhausstempel, angemeldet am 30.07.1974
Erst nach der Umsiedlung des Bauhauses von Weimar nach Dessau im Jahre 1925 begannen sich die Bauhäusler für ein funktionierendes Rechtemanagement zu interessieren. Aus dem Protokoll einer Besprechung mit einem Patentanwalt geht hervor, dass den Bauhausverantwortlichen die grundlegenden Prinzipien des gewerblichen Rechtsschutzes zuvor offenbar nicht bekannt gewesen waren. Als dem Abhilfe geschaffen worden war, begann das Bauhaus Dessau in der Folgezeit mit der systematischen Anmeldung von Gebrauchs- und Geschmacksmusterrechten.
Dagegen konnte Marcel Breuer viele seiner frühen Stahlrohrmodelle in Deutschland nicht zum Patent anmelden, weil bereits Fotografien von ihnen publiziert worden waren oder er sie auf Ausstellungen präsentiert hatte. Damit waren diese Möbel nicht mehr neu im Sinne des Patentgesetzes und ein rechtsgültiger Schutz nicht mehr erhältlich. Breuer erhielt aber zum Beispiel ein Patent auf einen Klappsessel, der eine Weiterentwicklung seines Klubsessels darstellte ( Reichspatent 468 736, patentiert vom 26. März 1927 ab).
Chancengleichheit – ein visionärer Gesellschaftsentwurf
Das Bauhaus war nicht nur in künstlerischer Hinsicht visionär. Eine Besonderheit für die damalige Zeit: Junge Menschen aus aller Welt konnten sich am Bauhaus – unabhängig von Vorbildung, Nationalität, Religion oder Geschlecht – ausbilden lassen. Das war besonders für Frauen, denen der Zugang zu qualifizierten Ausbildungen zur damaligen Zeit in der Regel verwehrt blieb, attraktiv. Die weiblichen Studierenden waren den männlichen im ersten Semester sogar zahlenmäßig überlegen, was dem Gründungsvater Gropius offenbar dann aber doch zu neumodisch erschien. Und so sorgte er schnell für ausgeglichene Verhältnisse, indem er gezielt für die Studentinnen eine Weberei einrichten ließ. Nur ausnahmsweise erhielten Frauen Zutritt in die Buchbinderei und Töpferei. Besondere Bekanntheit erlangte Marianne Brandt, die im Bauhaus Dessau sogar Leiterin der Metallwerkstatt wurde. Sie ist heute noch für ihre Designs für Lampen und Geschirr bekannt.
Das Ende des Bauhauses
Mit seiner visionären Neuorientierung stieß Gropius nicht nur auf Befürworter. Die Bauhaus-Epoche fand ein jähes Ende, als die Kunsthochschule 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Die meisten Dozenten, wie auch Walter Gropius, flohen ins Ausland, um dort die Lehren des Bauhauses zu verbreiten.
Besonders in Jena kann man heute noch verschiedene Zeugnisse der Bauhaus-Ära bewundern. Zu den zahlreichen Bauten, deren Architektur durch den Bauhaus-Stil geprägt worden sind, zählt neben der Villa Zuckerkandl und dem Haus Auerbach auch das Jenaer Dienstgebäude des DPMA.
Bild 1: CC BY-SA 4.0, Bild 2: aufgenommen von Louis Held, gemeinfrei, Bild 3: DPMAregister, Bild 4: DEPATISnet, Bild 4: DEPATISnet
Stand: 11.09.2024
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