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iENA 2025

Toolkit für Herzkatheder

Haken, Ösen, Herzkatheter

Die Erfindungen reichen vom Handtuchhalter bis zum Toolkit für medizinische Anwendungen: Auf der Erfindermesse iENA in Nürnberg präsentieren in diesem Jahr 270 Aussteller aus 21 Ländern ihre Neuentwicklungen erstmals der Öffentlichkeit. Erfinderinnen und Erfinder hoffen auf Käufer, Lizenznehmer oder Investoren. Und manche Hoffnung scheint sich schon zu erfüllen.

Damit das Handtuch bleibt, wo es soll

Mann mit Handtuchhaken

Björn Oswald - zum Vergrößern klicken

Vor der Idee kommt oft der Ärger. Björn Oswald, Ingenieur und Meister in Feinmechanik, muss in seiner eigenen Firma im hessischen Eppstein oft zwischen Werkstatt und Konstruktion pendeln. Hat er sich in der Werkstatt die Hände schmutzig gemacht, heißt es erstmal: Hände waschen und abtrocknen. Das kommt häufig vor. Und wenn es schnell gehen muss, fällt immer wieder das Handtuch vom Haken und liegt im Dreck. Zumindest war das in der Vergangenheit so. Denn inzwischen hat Oswald eine spezielle Handtuchhalterung entwickelt. Eine Mischung aus Haken und Öse, in die man ein Handtuch leicht einlegen kann und in der es auch bei starkem Hin- und Herschwingen nicht mehr herunterfallen kann.

Auf seine Vorrichtung hat Oswald ein internationales Patent angemeldet. Neben der bestmöglichen Funktion habe er auch sehr auf das Design und auf eine hochwertige Verarbeitung geachtet, sagt Oswald. Inzwischen schwebt ihm eine Anwendung weit über die Werkstatt hinaus vor. An edlen Marmorverkleidungen oder vielleicht auf einem Kreuzfahrtschiff. Da wäre das Handtuch auch bei starkem Seegang sicher. Mit solchen Vorschlägen will er potenzielle Investoren überzeugen – und ist mit seiner Erfindung auf die Nürnberger Erfindermesse iENA gekommen.

DPMA-Analyse: Freie Erfinderinnen und Erfinder wichtiger Bestandteil des Innovationssystems

Vom 1. Bis zum 3. November präsentieren in Nürnberg mehr als 270 Aussteller aus 21 Ländern ihre Erfindungen erstmals der Öffentlichkeit. Die Nürnberger Erfindermesse ist eine der größten ihrer Art. Und einer der wichtigsten Anlaufpunkte vor allem für sogenannte freie Erfinderinnen und Erfinder, die nicht in Entwicklungsabteilungen großer Unternehmen oder Forschungseinrichtungen arbeiten. Hier können sie ihre Neuentwicklungen bekannt machen und Unternehmen als Partner, Lizenznehmer oder Käufer finden. Knapp 1.700 Patentanmeldungen aus dieser Gruppe gingen im vergangenen Jahr beim Deutschen Patent- und Markenamt ein. Weitere Informationen und Zahlen in unserer Pressemitteilung vom 30. Oktober 2025.

"Flip & Dry": Flaschen platzsparend trocknen

zwei Männer mit Flaschenhalter

Alex Thommen und André Lüthi

Ein Ärgernis ging auch der Erfindung von Alex Thommen und André Lüthi voraus. Fast jeder hat Trinkflaschen zu Hause – für den Sport oder für die Kinderschultasche. Hat man eine Trinkflasche gespült, stellt sich die Frage: Wie trocknen? Stellt man sie einfach offen hin, bleibt das Restwasser lange in der Flasche. Stellt man sie „kopfüber“ auf die Trinköffnung, können die Tropfen auch nicht abfließen oder verdunsten. Lehnt man die Flasche an die Wand, um einen Luftspalt zu lassen, fällt sie leicht um. Und egal wie man es macht, oft bleibt ein etwas modriger Geruch in der Flasche zurück.

Die beiden Schweizer haben deshalb "Flip & Dry" entwickelt. Eine Teleskopstange mit einem Gestell, dass man quasi aus dem Handgelenk aufklappen kann. Die Flasche wird umgedreht auf die Stange geschoben und kann dort gut trocknen. Danach wird die Stange zusammengeschoben und verschwindet platzsparend in der Küchenschublade. Zusatzinnovation: Oben auf der Stange, wo der Flaschenboden aufliegt, ist ein Zylinder aus Zirbenholz befestigt. Zirbenholz wirkt antibakteriell und verströmt einen angenehmen Geruch, der sich auf die Flasche überträgt. Thommen ist Spengler, Lüthi Zimmerer. In diesem Fall das perfekte "Match". Ein Schweizer Patent haben die beiden gerade noch rechtzeitig vor Veröffentlichung auf der iENA angemeldet.

Aus der Praxis für die Praxis: Ein Herzchirurg wird zum Erfinder

Hani Al-Khazzan mit seinem Toolkit

Hani Al-Khazzan

Die Erlebnisse von Hani Al-Khazzan ein Ärgernis zu nennen, wäre ein wenig deplatziert, aber auch nicht falsch. Al-Khazzan ist Herzchirurg in Stuttgart und muss kranken Patienten immer wieder Herzkatheter legen – oder unterstützt junge Kolleginnen und Kollegen dabei. Zunächst muss dabei ein Führungsdraht in die Arterie geleitet werden. Dabei sind viele verschiedene Handgriffe nacheinander zu erledigen – und es kann zu Missgeschicken kommen. Meist ist das ungefährlich. Aber mindestens kostet es Zeit und Nerven. Deshalb hat Al-Khazzan eine Art Toolkit für die Punktion entwickelt, das eine einfache Prozedur mit wenigen Arbeitsschritten ermöglicht – und seine Entwicklung selbstverständlich zum Patent angemeldet. So will er sich vor Nachahmern schützen und das volle Potenzial seiner Erfindung ausschöpfen. Der Markt sei groß, meint er. Weltweit gebe es jährlich mehr als 100 Millionen Anwendungsfälle.

Energie aus heißer Luft

Frau hält zwei Flyer in die Kamera

Gila Günaldi

Schutzrechte hat sich auch Gila Günaldi schon vor dem Messeauftritt in Nürnberg gesichert. Sie hat zwei Gebrauchsmuster für sogenannte Aufwindtürme eintragen lassen. In den Türmen soll Abwärme, wie sie häufig in Industrieanlagen oder in der Landwirtschaft entsteht, zur Energiegewinnung genutzt werden. Durch die Thermik in den Türmen – also den Luftzug nach oben – werden Turbinen angetrieben und so Strom erzeugt.

Wie kräftig der Kamineffekt sein kann, erfuhr sie schon als Kind. Ihr Vater, ein Architekt, hatte sie mit auf eine Baustelle genommen, auf der ein Schornstein errichtet wurde. Näherte sich der Vater dem Luftzug, habe dessen Trenchcoat wie wild geflattert, erzählt Günaldi. Dieser Eindruck habe sie nie mehr losgelassen. Eigentlich hat sie keinen technischen Beruf, sondern arbeitete unter anderem als Friseurin und in der Betreuung. Ihr Mann ist Gastronom. Dennoch tüftelten die beiden jahrelang an dem Turmkonzept. Nun werde es tatsächlich umgesetzt, berichtet die Frau aus Salzhausen bei Hamburg. Der Bau eines Prototyps sei schon mit einem Investor vereinbart. Und wer weiß, was sich auf der iENA sonst noch so ergibt.

Bilder: DPMA/Huber

Stand: 31.10.2025